Fall-Kontroll-Studie

Tabakrauch macht Blasenkrebs aggressiv

Rauchen ist nicht nur ein Krebsrisiko. Im Falle des Blasenkarzinoms haben Kollegen jetzt gezeigt: Wer raucht, bekommt auch aggressivere Tumoren.

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Gefahr für die Blase: Zigarettenrauch.

Gefahr für die Blase: Zigarettenrauch.

© dpa

BIRMINGHAM. Geringeres Alter, höheres Grading, weiter fortgeschrittenes Stadium und größere Tumoren: Diese Charakteristika weisen Raucher bei einer Diagnose von Blasenkrebs im Vergleich zu nicht rauchenden Patienten auf.

Rauchen ist damit nicht nur ein Risikofaktor dafür, überhaupt an Blasenkrebs zu erkranken. Vielmehr haben Raucher bei Diagnose auch bösartigere Tumoren als Nichtraucher oder Exraucher, wie eine Studie englischer, holländischer und australischer Forscher gezeigt hat.

Die Untersuchung war Teil des "West Midlands Bladder Cancer Prognosis Programme", in das Patienten aus dem englischen Zentralwesten einbezogen werden, die abnorme zystoskopische Befunde aufweisen.

Ausgewertet wurden die Daten von knapp 1100 Patienten, 840 davon Männer. In 80 Prozent der Fälle handelte es sich um Urothelkarzinome (IJC 2013; online 13. Februar).

Im Schnitt waren Raucher (227 Probanden) bei der Blasenkrebsdiagnose mit 65,7 Jahren vier Jahre jünger als lebenslange Nichtraucher (224) mit 69,7 Jahren. Ehemalige Raucher (616) wiesen ein Durchschnittsalter von 72,8 Jahren auf.

Die Tumoren von Rauchern waren im Mittel 3,31 Zentimeter, jene von Nichtrauchern 2,84 Zentimeter groß. Das Tumorstadium bei Diagnose lag rechnerisch bei 1,81 für Raucher, 1,77 für Exraucher und 1,56 für Nichtraucher.

Das mittlere Grading betrug bei Rauchern 2,31, bei Nichtrauchern 2,16; die Konfidenzintervalle überlappten sich hier, es ergab sich keine statistisch relevante Differenz.

Besonders gründliche Resektion

Auch die Zahl der Tumoren - Urothelkarzinome treten häufig an mehreren Stellen gleichzeitig auf - unterschied sich mit 2,08 (Raucher) und 2,10 (Nichtraucher) nicht signifikant.

Neben dem überraschenden Resultat, dass Ex-Raucher bei der Diagnose älter waren als Nichtraucher, gab es weitere Merkwürdigkeiten bei den verschiedenen Typen von Rauchern.

So waren Raucher und Ex-Raucher von filterlosen Zigaretten zum Zeitpunkt, als der Krebs festgestellt wurde, mit 74,8 Jahren am ältesten. Auch war das Diagnosealter von Zigarren- und Pfeifenrauchern höher als jenes von Studienteilnehmern, die zeitlebens von allen Tabakprodukten die Lippen gelassen hatten.

Erklären können die Forscher diese Ergebnisse nicht, sie empfehlen aber, sie mit Vorsicht zu interpretieren.

Laut den Wissenschaftlern machen es die nun gewonnenen Erkenntnisse unter anderem erforderlich, Blasentumoren von Rauchern besonders gründlich zu resezieren - unter Einschluss von Detrusormuskulatur, um etwaige Muskelinvasivität zu erfassen.

Außerdem sei es wahrscheinlich, dass der Verzicht aufs Rauchens nach der Blasenkrebsdiagnose die Prognose von Patienten verbessere.

Auf Harnblasenmalignome entfallen in der Bundesrepublik 4,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen von Männern (Platz 4) und zwei Prozent aller neu diagnostizierten bösartigen Tumoren von Frauen (Platz 13).

Das geht aus der letztjährigen Erhebung "Krebs in Deutschland" hervor, vorgelegt vom Robert Koch-Institut (RKI) und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland.

Bei den Krebssterbefällen belegen Harnblasentumoren Rang zehn bei den Männern (3,1 Prozent) und Rang 14 bei den Frauen (1,9 Prozent). (rb)

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