Vorstoß

Kinderärzte sagen E-Shishas den Kampf an

Sie sind bunt, trashig - und liegen auf den Schulhöfen schwer im Trend. E-Zigaretten und E-Shishas boomen unter Jugendlichen. Pädiater fordern jetzt vom Gesetzgeber, den Verkauf der Life-Style-Produkte an Minderjährige zu verbieten.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Sie sehen aus wie bunte Stifte: E-Shishas, die auch an Kiosken vertrieben werden, sind bei Jugendlichen beliebt.

Sie sehen aus wie bunte Stifte: E-Shishas, die auch an Kiosken vertrieben werden, sind bei Jugendlichen beliebt.

© Reinhardt/dpa

BERLIN. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat vor dem Familienausschuss bereits ein Verkaufsverbot von E-Zigaretten an unter 18-Jährige angekündigt.

Dafür will sie das Jugendschutzgesetz novellieren. Unterstützung erhält sie von Agrarminister Christian Schmidt und der Drogenbeauftragten Marlene Mortler (beide CSU). Aufgrund einer Gesetzeslücke können bislang auch Minderjährige die neuen, teilweise auch nikotinhaltigen Produkte frei erwerben.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum haben am Mittwoch gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Nichtrauchen und dem Bundeselternbeirat gefordert, auch nikotinfreie Füllungen für E-Shishas, elektronische Wasserpfeifen, in das Verbot einzubeziehen und die Produkte durch eine höhere Besteuerung zu verteuern.

Viele Geschmacksrichtungen

Die mit Preisen von wenigen Euro auch für Kinder und Jugendliche erschwinglichen Produkte in vielen Geschmacksrichtungen führten dazu, dass die jungen Menschen etwas inhalierten, also ein falsches Verhaltensmuster einübten, warnte Dr. Ulrich Fegeler vom Verband der Pädiater am Mittwoch in Berlin.

Der Trend zur oralen Überspielung von Unsicherheiten könne die Präventionsbemühungen bei der Verringerung des Tabakkonsums zunichte machen.

Die elektronischen Mini-Verdampfer von Flüssigkeiten mit und ohne Nikotin sind in.

Eine noch unveröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kommt Medienberichten zufolge zu dem Ergebnis, dass jeder fünfte 12- bis 17-Jährige schon einmal eine E-Shisha probiert hat, immerhin jeder Zehnte auch die nikotinhaltigen E-Zigaretten.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg hat untersucht, dass etwa zehn Prozent der 16- bis 19-Jährigen mindestens einmal E-Shishas ausprobiert haben.

Diese Entwicklung hat die Deutsche Krebshilfe auf den Plan gerufen. Sowohl nikotinfreie als auch nikotinhaltige Flüssigkeiten beständen aus einem Chemikaliengemisch, das Atemwegsreizungen auslöse, sagte Birte Hilbert von der Krebshilfe.

Sie seien gesundheitlich bedenklich und könnten in die Nikotinsucht führen. Hilbert plädierte dafür, mit Prävention dagegen vorzugehen. Noch gehe es nicht in erster Linie um Kuration.

Die Minipartikel, die durch das Ziehen an den elektronischen Geräten in die Lunge gelangen, sind nicht ohne.

Lungenveränderungen drohen

Die Partikeldosis, die die tiefe Lunge erreichten, sei höher als bei Zigarettenrauch, sagte Martina Pötschke-Langer vom DKFZ. Sie könnten oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen auslösen.

Bei jungen Menschen seien langfristig Lungenveränderungen nicht auszuschließen.

Etwa 100 Millionen Euro setzten die Hersteller mit dem neuen Life-Style-Produkt bereits um, sagte Pötschke-Langer. Das ist ein Erfolg der Strategen in den Marketingabteilungen.

Die Industrie bewirbt E-Zigaretten und E-Shishas ähnlich wie Alkopops und süße Schnäpse, geht aus einer DKFZ-Publikation hervor.

Ganz bewusst spreche die Werbung Kinder und Jugendliche an, sagte Pötschke-Langer. Raucher, die ihr Laster ablegen wollten, fühlten sich dagegen von dem "Schischi" aus bunten Verpackungen und Strassbesatz nicht angesprochen.

Als Entwöhnungshilfe scheinen die E-Zigaretten die ihnen eigentlich zugedachte Rolle nur bedingt zu spielen. Eine Cochrane Studie spricht von leichter Hoffnung, dass ein kleiner Teil der Zigarettenraucher umsteigt.

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