Kampagnen drängen Hautkrebs zurück
Hautkrebs ist weltweit auf dem Vormarsch, die Zahl der Neuerkrankungen steigt. Doch es gibt auch Länder mit einem gegenläufigen Trend - allen voran Australien und Island. Ihre langjährigen Präventionskampagnen zahlen sich offenbar aus.
Veröffentlicht:LYON. Weltweit betrachtet steigt die Melanominzidenz seit mehreren Dekaden vor allem bei hellhäutigen Menschen mehr oder weniger kontinuierlich. Nur in einigen wenigen Ländern, allen voran in Australien, gibt es einen gegenläufigen Trend.
Aktuelle Informationen zur Melanominzidenz liefern Forscher, die jetzt Daten aus fast 40 Ländern auf vier Kontinenten präsentieren - manche davon wurden sogar über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren erhoben.
Wie weltweit steigt demzufolge auch in den meisten Ländern Europas die Melanominzidenz weiter, wie aus der Auswertung der Daten durch die Gesundheitswissenschaftlerin Friederike Erdmann von der International Agency for Research on Cancer in Lyon und ihre Kollegen hervorgeht (Int J Cancer 2012; online 21. Mai, DOI: 10.1002/ijc.27616).
Betroffen sind vor allem Länder Ost- und Südeuropas, etwa Kroatien, Weißrussland, die Schweiz und Spanien. Auch in Slowenien, Dänemark und England stieg die Neuerkrankungsrate selbst bei jungen Menschen weiter.
In Spanien zum Beispiel betrug die jährliche Zunahme der Inzidenz zwischen 1991 und 2000 bei Männern in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen 6,2 Prozent und bei den Frauen der gleichen Altersgruppe sogar 9,8 Prozent. Auch in England liegen die jährlichen Zunahmen mit jeweils 5,8 Prozent recht hoch.
TV-Spot in Australien seit 1960er Jahre
Dagegen ist ein Trend zur Stabilisierung oder zur Verringerung der Inzidenzen in einigen Hochrisikoländern zu verzeichnen, etwa in Neuseeland, Australien und Nordamerika sowie in Israel und Norwegen.
Doch signifikant ist diese Entwicklung nach Angaben der Wissenschaftler nur in Australien in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen sowie in Island bei Frauen aller Altersgruppen.
So nahm in Australien in den vergangenen zehn Jahren die Inzidenz bei Frauen in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen um 1,8 Prozent pro Jahr, bei den Männern um 1,2 Prozent ab. In Island lag die Reduktion bei Frauen aller Altersgruppen bei 4,3 Prozent.
Zurückzuführen seien die positiven Trends wohl auf die Effekte von Präventionskampagnen, so die Wissenschaftler. Bestes Beispiel ist Australien, wo bereits in den 1960er-Jahren ein TV-Spot gestartet wurde, in dem in einem Comic eine Möwe Zuschauer auffordert, Hemd, Hut und Sonnencreme beim Gang in die Sonne nicht zu vergessen.
Diese Kampagne wurde inzwischen über das SunSmart-Hautkrebspräventionsprogramm um "Seek and Slide"- also Schatten aufsuchen und Sonnenbrille aufsetzen! - erweitert und läuft noch heute.
Auch in Europa könnten die Menschen von Präventionskampagnen in den vergangenen Jahrzehnten profitieren, spekulieren die Forscher. Solche Kampagnen zielen vor allem auf Kinder, weil sie besonders gefährdet sind, später im Leben an einem Melanom zu erkranken.
Allerdings sei der Zeitraum noch zu kurz, so Erdmann und ihre Kollegen, als dass sich Verhaltensänderungen aufgrund der Kampagnen auf die aktuellen Inzidenzzahlen niederschlagen könnten. Dies sei erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu erwarten.
Melanomsterberate sinkt
Melanomdaten aus Deutschland sind in der umfangreichen Analyse von Erdmann und ihren Kollegen nicht enthalten.
Nach Angaben der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID, www.gekid.de) lag die Inzidenz der aktuellen Auswertung von Dezember 2011 zufolge im Jahr 2009 bei Männern bei 17,4 und bei Frauen bei 16 pro 100.000. Im Jahr 2005 lagen die Werte niedriger, und zwar bei 14,5 und 14,1 pro 100.000.
In Deutschland gibt es aber Hinweise, dass aufgrund eines Hautkrebsscreenings weniger Menschen an den Folgen eines Melanoms sterben. Zumindest lässt dies die Auswertung eines Screenings in Schleswig-Holstein innerhalb des SCREEN-Projekts vermuten.
Hochrechnungen auf Basis dieser Daten zufolge stieg die Zahl der entdeckten Melanome aufgrund des bundesweit gesetzlichen Hautkrebsscreenings von 23.000 im Jahr 2007 auf 26.000 im Jahr 2009.
Die Melanomsterberate lag in dem Bundesland im Zeitraum von 1990 bis 2006 zwischen 1,8 und 2,1 pro 100.000 Einwohner und sank bis zum Zeitraum 2008 bis 2009 um fast 50 Prozent auf 1,0 pro 100.000 Einwohner.
Quelle: www.springermedizin.de
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