Darmkrebs-Vorsorge
Intensivprogramm für Screening-Muffel
Bei Menschen mit erhöhtem Darmkrebsrisiko lässt sich die Motivation, zum Screening zu gehen, offenbar telefonisch steigern. US-Forscher fordern das Intensivpaket vor allem für Beratungsresistente.
Veröffentlicht:UTAH. Nahe Verwandte von Darmkrebspatienten haben ein bis zu achtfach erhöhtes Risiko, ebenfalls am Kolonkarzinom zu erkranken. In solchen Fällen einer familiären Vorbelastung übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Vorsorge-Koloskopie unabhängig vom Alter. Trotzdem wird diese Möglichkeit zur Prävention vielfach nicht wahrgenommen. Das ist in Deutschland nicht anders als in den USA.
US-Forscher haben nun ein Instrument entwickelt, mit dem sich die Adhärenz zum Screening bei Menschen mit erhöhtem Darmkrebsrisiko deutlich steigern lässt: das TeleCARE-Programm (das Akronym steht für Tele-Cancer Risk Assessment and Evaluation).
Dieses beinhaltet ein Basis-Assessment mit Ermittlung des individuellen Erkrankungsrisikos, gefolgt von (telefonischen) Aufklärungs- und Beratungsgesprächen und dem Versand personalisierter Informationsmaterialien per E-Mail.
Für ihre Studie hatten die Forscher 481 Personen im Alter zwischen 30 und 74 Jahren mit nachweislich erhöhtem familiärem Risiko ausgewählt (ein Familienmitglied ersten Grades vor dem 60. Lebensjahr an Darmkrebs erkrankt, oder ein Familienmitglied ersten Grades im Alter von 60 oder darüber erkrankt plus ein erst- oder zweitgradiger Verwandter, egal welchen Alters, mit Darmkrebs).
Dass es sich bei den Studienteilnehmern um Vorsorgemuffel handelte, zeigte sich an der Tatsache, dass sie in den letzten fünf Jahren nicht bei der Koloskopie waren (JCO 2014; online 21. Januar).
Die Teilnehmer wurden nun einer von zwei Gruppen zugelost: der TeleCARE-Intervention oder einer Gruppe, die lediglich eine Informationsbroschüre zugeschickt bekam. Nach neun Monaten hatte das Beratungs-Bombardement Früchte getragen: Immerhin 34,5 Prozent aus der TeleCARE-Gruppe waren in dieser Zeit zur Vorsorge gegangen, in der Vergleichsgruppe dagegen nur 15,7 Prozent.
Wie die Forscher um Professor Anita Y. Kinney von der Universität in Utah berichten, beliefen sich die Kosten für das Motivationspaket pro Person auf 42,20 US-Dollar (rund 31 Euro); für die Vergleichsgruppe hatte man 8,20 Dollar pro Teilnehmer gezahlt.
TeleCARE hatte zu 34 zusätzlichen Koloskopien geführt; damit hatte sich die Koloskopierate nahezu verdreifacht (OR = 2,93). Bei den Kosten hatte sich dadurch ein Plus von 287,95 Dollar (rund 211 Euro) pro Koloskopie ergeben.
Ob sich die intensive Maßnahme letztlich rechnet, lässt sich auf der Grundlage der Studie nicht sagen, betonen Kinney und Kollegen; dies müssten zukünftige Arbeiten klären.
Um Kosten zu sparen, regen die Autoren an, die Intensität der Beratung je nach Bedarf schrittweise zu steigern. Dabei solle man Kandidaten, die zum Beispiel auf gedruckte Informationen nicht reagieren, mit intensiveren Maßnahmen wie Telefongesprächen und Beratungssitzungen zu Leibe rücken. (EO)