Darmkrebs
Fokus auf Keime, Epithel und Immunsystem im Darm
BRAUNSCHWEIG. Neue Erkenntnisse zu Darmkrebs soll ein Projekt bringen, in dem erforscht wird, wie sich Bakterien, Darmoberfläche und Immunsystem gegenseitig beeinflussen.
Dr. Till Strowig vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig, untersucht gemeinsam mit Forschern vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf das komplexe Wechselspiel anhand des Moleküls Interleukin 22 (IL22), teilt das HZI mit.
Menge und Zusammensetzung der Bakterienarten im Darm sind ja von Mensch zu Mensch unterschiedlich und werden von Faktoren wie der Ernährung und der Aktivität des Immunsystems, aber auch von der Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Antibiotika, beeinflusst. Dieses individuelle "Mikrobiom" im Darm eines Menschen reguliert die Funktion der Darmschleimhäute und beeinflusst deren Immunantwort.
Der Botenstoff Interleukin 22 und sein körpereigener Gegenspieler, das Interleukin 22-bindende Protein, sind bei Immunreaktionen von entscheidender Bedeutung, erinnert das HZI. Auch bei der Geweberegenerierung, etwa der Wundheilung, sind beide Faktoren von großer Bedeutung.
Aus Versuchen mit Mäusen sei bereits bekannt, dass Tiere, die IL22 oder seinen Gegenspieler, das IL22-bindende Protein, nicht produzieren können, ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben, heißt es in der Mitteilung.
"Wir wollen herausfinden, wie diese beiden Faktoren reguliert werden", wird Strowig zitiert. "Insbesondere interessiert uns, welche Bakterien in der Darmflora und welche Zellen im Immunsystem und im Darmepithel dabei eine Rolle spielen."
"ERC Startin Grant" für Nachwuchstalente
Der HZI-Wissenschaftler wird vor allem die Wechselwirkungen zwischen Darmbakterien und Epithel erforschen, während sein Kollege Professor Samuel Huber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sich auf das Zusammenspiel von Immunzellen und Epithel konzentrieren wird, berichtet das HZI.
Ein besseres Verständnis der verschiedenen Zellarten, die für die Steuerung von Geweberegenerierung und Immunantworten verantwortlich sind, könnte neue Therapieoptionen auch gegen Dickdarmkrebs eröffnen.
Der Europäische Forschungsrat ERC fördert das Projekt in den kommenden fünf Jahren mit einem "ERC Starting Grant" in Höhe von insgesamt 1,5 Millionen Euro.
Der "ERC Starting Grant" wird jedes Jahr vom Europäischen Forschungsrat an herausragende Nachwuchstalente aus allen Bereichen der Wissenschaft verliehen. (eb)