Brust
Ultraschall spürt Intervallkarzinome auf
Je dichter die Brust, umso höher ist das Risiko von Intervallkarzinomen. Also von Karzinomen, die im Intervall zwischen zwei Mammographie-Screenings auftreten. Per Ultraschall lassen sie sich aufspüren.
Veröffentlicht:BERLIN. Beim Brustkrebs-Screening können zwischen den Screening-Terminen schnell wachsende Tumore manifest werden, die der Mammographie zunächst entgehen. Experten empfehlen deswegen ein zusätzliches Ultraschall-Screening bei Frauen mit dichter Brust.
Bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bedauerte es Professor Alexander Mundinger, Direktor des Zentrums Radiologie der Niels Stensen Kliniken in Osnabrück, dass im Rahmen des deutschen Mammographie-Screening-Programms die Dichte der Brust noch immer nicht regulär erfasst werde.
Dies sei mit den modernen, insbesondere mit den digitalen Mammographien problemlos möglich, es müsse nur dokumentiert werden.
Die radiologische Dichte der Brust beschreibt das Verhältnis von Milchdrüsen und Milchgängen zu Fettgewebe. Die Brustdichte wird üblicherweise in vier Gruppen eingeteilt.
Eine Brustdichte von 25 oder 50 Prozent gilt als niedrig, eine Brustdichte von 75 beziehungsweise 100 Prozent als hoch oder sehr hoch. "Je dichter die Brust, umso höher ist das Risiko von Intervallkarzinomen", erläuterte Mundinger.
Zwei Jahre zwischen den Mammographien
Intervallkarzinome sind Karzinome, die im Intervall zwischen zwei Screening-Untersuchungen auftreten. Im deutschen Programm beträgt dieses Intervall zwei Jahre.
Etwa 50 bis 60 Prozent der Intervallkarzinome seien schnell wachsende Karzinome, die nach der vorausgehenden Mammographie entweder neu entstehen oder bei der Mammographie noch so klein waren, dass sie nicht gesehen werden konnten.
Diese schnell wachsenden Intervallkarzinome könnten mit einer Ultraschalluntersuchung der Brust entdeckt werden, betonte Professor Friedrich Degenhardt vom Brustzentrum Bielefeld Herford, Leiter des Arbeitskreises Mammasonographie der DEGUM.
Das biete die Option auf eine potenziell lebensrettende Therapie zu einem frühen Zeitpunkt. Wie viele Frauen von einer solchen Sonographie profitieren würden, lasse sich in etwa abschätzen, so Degenhardt.
Zahlen aus Nordrhein-Westfalen zeigten, dass bei etwa 0,23 Prozent der Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening solche Intervallkarzinome aufträten.
In Österreich umgesetzt
Ideal aus Sicht der DEGUM wäre ein Ultraschall-Screening der Brust mittig zwischen den Mammographieterminen.
Eine Kompromisslösung ist seit Kurzem in Österreich umgesetzt. Dort erhalten Frauen mit einer Brustdichte von über 50 Prozent zusätzlich zur Mammographie generell eine Ultraschalluntersuchung, allerdings am selben Termin.
In Deutschland ist der Brustultraschall zu Screening-Zwecken bisher eine Selbstzahlerleistung. Frauen, die ihn nutzen möchten, sollten laut DEGUM darauf achten, dass leistungsfähige Geräte eingesetzt werden.
Die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zugelassenen Geräte mit einer Frequenz von 7MHz reichten nicht aus. Besser seien 10 bis 15 MHz.