Prostatakrebs
Raucher haben schlechtere Karten
Raucher haben nach radikaler Operation wegen eines Prostatakarzinoms ein höheres Risiko für Metastasenbildung als Nichtraucher. Auch weitere krankheitsspezifische Risiken gehen mit Nikotinkonsum einher, wie eine US-Studie zeigt.
Veröffentlicht:NEW YORK. Der Prostatakrebs eines Rauchers scheint nicht nur aggressiver zu wachsen als der eines Nichtrauchers, er hat offenbar auch ein höheres Metastasierungsrisiko nach radikaler Prostatektomie.
In einer amerikanischen Studie ergaben sich zudem erhöhte Risiken für ein biochemisches Rezidiv sowie die Entwicklung eines kastrationsresistenten Stadiums und eine höhere Gesamtmortalität (Cancer 2013; online 11. Oktober).
Dass Raucher, die an Prostatakrebs erkrankt sind, eine schlechtere Prognose haben als Nichtraucher, wurde in verschiedenen Studien gezeigt.
Es wurde vermutet, dass das Prostatakarzinom bei Rauchern aggressiver wächst und/oder nicht optimal auf die Therapie anspricht.
Bislang nicht untersucht wurde das Langzeitergebnis speziell nach radikaler Prostatektomie. Daniel M. Moreira und Kollegen vom Arthur Smith Institute for Urology, New York, analysierten jetzt in einer retrospektiven Studie die Daten von 1670 Männern der Shared Equal Access Regional Cancer Hospital-Kohorte nach radikaler Prostatektomie und verglichen die Zeitspanne bis zur Metastasenbildung zwischen Rauchern und Nichtrauchern.
Ein Drittel waren aktive Raucher
Darüber hinaus werteten sie den postoperativen Anstieg des PSA (biochemisches Rezidiv), die Dauer bis zum kastrationsresistenten Stadium, die krankheitsspezifische sowie die Gesamtmortalität aus.
33% der Patienten waren zum Zeitpunkt der Krebsoperation aktive Raucher. Sie waren im Durchschnitt jünger, hatten einen geringeren BMI und einen höheren präoperativen PSA-Wert. Der Tumor hatte sich häufiger bereits extrakapsulär ausgebreitet und die Samenblasen infiltriert.
Nach Berücksichtigung präoperativer Variablen stellte das Rauchen in der multivariaten Analyse einen unabhängigen Risikofaktor für die extrakapsuläre Ausbreitung des Prostatakarzinoms dar. Ein Zusammenhang mit positiven Schnitträndern oder der Invasion der Samenblasen zeigte sich dagegen nicht.
26 Männer bildeten im Lauf von 75 Monaten nach der Op. Metastasen (primärer Endpunkt der Studie).
Für Raucher ergab sich unter Berücksichtigung präoperativer Variablen daraus eine Hazard Ratio (HR) gegenüber den Nichtrauchern von 2,64. Wurden prä- und postoperative Faktoren einbezogen, veränderte sich dieses Risiko kaum (HR 2,51).
In einer mittleren Beobachtungszeit von 62 Monaten entwickelten 509 Patienten ein biochemisches Rezidiv (HR 1,25).
14% erhielten nach Op eine Antihormontherapie
14% der Männer hatten nach der Operation eine Antihormontherapie erhalten. 30 von ihnen entwickelten im Lauf von 61 Monaten ein hormonresistentes Karzinom. Auch dieses Risiko war unter den Rauchern signifikant erhöht (HR 2,62 bzw. 2,67).
In einem mittleren Beobachtungszeitraum von 78 Monaten verstarben 217 Patienten an verschiedenen Ursachen. Für aktive Raucher verdoppelte sich das Mortalitätsrisiko (HR von 2,14 bzw. 2,03).
Insgesamt 18 Patienten starben innerhalb von 78 Monaten an dem Prostatakrebs, ein signifikanter Zusammenhang mit dem Rauchen ergab sich hier allerdings nicht.
Fazit der Autoren: Bestätigen sich diese Daten in weiteren Studien, so die Autoren, kann das Rauchen als veränderbarer Risikofaktor für Patienten mit aggressivem Prostatakarzinom gesehen werden.
Ob der Rauchverzicht nach einer Prostatakrebsdiagnose hinsichtlich der nachteiligen Effekte des Nikotinkonsums auf den Krebs noch effektiv ist, muss in künftigen Studien untersucht werden. Dr. Christine Starostzik (St)