Hirntumoren bei Kindern: Mutationen werden erforscht

Krebsforscher aus aller Welt haben sich zum Internationalen Krebsgenom-Konsortium zusammengeschlossen, um die charakteristischen Erbgutveränderungen der wichtigsten Krebsarten zu entschlüsseln.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:

BERLIN. Bislang sind 22 Staaten an dem großen biomedizinischen Forschungsvorhaben des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums (ICGC) beteiligt. Der deutsche Beitrag: Unter der Koordination des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg werden die molekulargenetischen Ursachen von kindlichen Hirntumoren systematisch analysiert, wie der stellvertretende Sprecher des PeDBrainTumor-Konsortiums, Professor Roland Eils, beim Deutschen Krebskongress in Berlin gesagt hat.

Mit der Krebsgenomanalyse versprechen sich die Forscher, auf der Basis eines individuellen Tumorprofils für den einzelnen Patienten eine zielgerichtete und maßgeschneiderte Therapie entwickeln zu können.

Genomanalyse für eine maßgeschneiderte Therapie

Außerdem sollen Biomarker für eine frühere und präzisere Diagnose identifiziert werden.

Denn amerikanische Studien zu Kolon- und Brustkrebs hatten ergeben, dass in jedem Tumor offensichtlich mehr Mutationen als bisher angenommen die Krebsentstehung auslösen. Außerdem, so der Heidelberger Bioinformatiker, habe man festgestellt, dass sich die Tumoren derselben Krebsart in ihrem Mutationsprofil bei den einzelnen Patienten erheblich unterscheiden können.

Im Fokus der Heidelberger Krebsforscher stehen die wichtigsten kindlichen Hirntumoren wie das Medulloblastom mit 100 Neuerkrankungen pro Jahr und das pilozytische Astrozytom, an dem 200 Kinder jährlich erkranken. Am DKFZ besteht bereits eine umfangreiche Sammlung an Tumorproben zu dieser Krebsart.

Von beiden Tumorarten sollen Eils zufolge jeweils 300 Proben und eine gleiche Anzahl an Kontrollproben sequenziert werden, um entsprechende krebsspezifische Veränderungen herauszufinden. Dabei fallen enorme Datenmengen an: Die 3 Milliarden DNA-Bausteine pro Zelle werden für die Analyse 30-fach erfasst, um die Qualität der Ergebnisse zu sichern. Dafür wird an der Universität Heidelberg (Bio Quant-Zentrum) eine der weltweit größten Datenspeichereinheiten für Biowissenschaften aufgebaut.

Die Kapazität soll etwa 6 Tetabytes betragen (6 Millionen Gigabyte). Schließlich versprechen sich die Forscher, mit den aufwendigen Analysen molekulare Hinweise auf die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen der Therapien zu bekommen. Gerade bei Kindern sollten Therapien auf ihre Wirksamkeit hin sorgfältig überprüft werden, so Eils, denn sie hätten mehr als Erwachsene unter den Spätfolgen einer Chemo- und Strahlentherapie zu leiden.

Die Fördersumme beträgt 15 Millionen Euro

An dem Mammutprojekt sind neben dem DKFZ vier weitere Heidelberger Forschungseinrichtungen beteiligt: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), die Universität und das Universitätsklinikum sowie auch das European Molecular Biology Laboratory (EMBL).

Die deutsche Beteiligung an dem Internationalen Krebsgenom-Konsortium wird vom Bundesforschungsministerium und der Deutschen Krebshilfe e.V. über fünf Jahre mit 15 Millionen Euro gefördert.

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