Hirntumor

Methadon kann Wirkung der Chemo verstärken

Das Schmerzmittel Methadon könnte Laborexperimenten zufolge die Wirkung einer Chemotherapie bei Hirntumoren verstärken. Zu diesem Thema haben die DGN und die Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft jetzt gemeinsam Stellung genommen.

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MRT-Aufnahme eines Patienten mit einem Glioblastom.

MRT-Aufnahme eines Patienten mit einem Glioblastom.

© Dr. Matthias Eberhardt / Arteria Photography

NEU-ISENBURG. In einer gemeinsamen Stellungnahme der der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft (NOA) heißt es einer Mitteilung der DGN zufolge:

Die Behandlung von Gliomen mit dem Opioid Methadon ist eine experimentelle Therapie, die bislang nur im Tiermodell untersucht wurde.

Öffentlich zugängliche oder systematisch erhobene Ergebnisse von einer Behandlung bei Patienten mit Gliomen mit dem Ziel einer Tumortherapie liegen nicht vor. Bis heute gibt es keinen Nachweis für die Wirksamkeit der Methadontherapie bei menschlichen Gliomen.

Experiment bei Mäusen

Bei Gliomen gab es, so DGN und NOA, einen einzigen positiven tierexperimentellen Befund, dessen Übertragung auf die Situation beim Menschen nicht unbedingt möglich ist.

In diesem tierexperimentellen Befund hat die Behandlung mit Methadon zu einer Verlangsamung des Wachstums von Glioblastomzellen, die unter die Haut von immungeschwächten Mäusen transplantiert wurden, geführt.

Durch eine Pressemitteilung der Autoren der tierexperimentellen Studie sei bei vielen Patienten der Eindruck erweckt worden, dass eine Behandlung von Glioblastomen mit Methadon die Wirkung von Chemotherapie verstärkt und die Tumorzellen fast vollständig zerstört, sodass selbst "austherapierte" Patienten von einer solchen Behandlung profitieren könnten, heißt es in der Stellungnahme von DGN und NOA.

Die Aussagen beruhten größtenteils auf Experimenten in der Zellkulturschale. Sie reflektieren nicht den wissenschaftlichen Stand dieses Therapieansatzes und sind auf die Situation beim Menschen nicht übertragbar, so DGN und NOA.

"Wir weisen schlussfolgernd auf folgende Punkte hin", heißt es in der aktuellen Stellungnahme, die von Professor Wolfgang Wick (Sprecher der NOA) und Professor Ralf Gold (DGN-Vorsitzender) unterzeichnet worden ist.

  • Bei der Behandlung von Patienten mit Glioblastomen mit Methadon handelt es sich um eine experimentelle Therapie.
  • Ein Nutzen dieser Therapie ist bislang durch keine Studie an Patienten belegt, sondern beruht lediglich auf einer tierexperimentellen Studie.
  • Der Einsatz von Methadon außerhalb kontrollierter klinischer Studien ist nicht gerechtfertigt.
  • Eine aktive Werbung - zum Beispiel über das Internet - für den Einsatz dieser Methode ist problematisch, da sie unerfüllbare Erwartungen wecken könnte und da sie Patienten dazu bewegen könnte, zugunsten dieser experimentellen Therapie auf nachgewiesenermaßen wirksame Behandlungsmethoden zu verzichten.
  • Methadon ist potenziell reich an unerwünschten Wirkungen, die die Lebensqualität der Patienten unnötig einschränken.
  • Insbesondere niedergelassene Kollegen werden zu einer nicht gerechtfertigten Verschreibung unter möglicherweise anderen als der Tumortherapie dienenden Gründen gedrängt.

Chemo positiv beeinflusst

In der Pressemitteilung der Universitätsklinik Ulm, auf die sich die Stellungnahme der DGN und NOA bezieht, wird Dr. Claudia Friesen, Leiterin des Molekularbiologischen Forschungslabors am Institut für Rechtsmedizin und am Zentrum für Biomedizinische Forschung von der Ulmer Universitätsmedizin, folgendermaßen zitiert:

"Wir konnten nun anhand menschlicher Zellen außerhalb des Körpers aber auch im Tierversuch nachweisen, was mit bzw. in einer Krebszelle passiert, wenn eine konventionelle Chemotherapie mit der Gabe von D,L-Methadon kombiniert wird.

Zunächst aktiviert Methadon die auf der Oberfläche gelegenen Opioidrezeptoren von Krebszellen. Das führt zu einer generell besseren Aufnahme des konventionellen Krebsmedikaments in der Krebszelle.

Zudem konnten wir eine Reduzierung des Herauspumpens des Chemotherapeutikums aus der Krebszelle beobachten. Das Medikament kann im Ergebnis also länger und in höherer Konzentration in der Krebszelle wirken." (eb)

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