Laryngitis gastrica
Nicht immer helfen Protonenpumpenhemmer
Die Behandlung von Patienten mit Laryngitis gastrica läuft vielfach offenbar nicht so wie erhofft. Das belegt eine schwedische Studie. Sie zeigt auch: Häufig verschreiben Ärzte Arzneimittel, die keine Besserung bringen.
Veröffentlicht:MALMÖ. Unter einer Laryngitis posterior versteht man eine Entzündung der Schleimhaut in Kehlkopf und umgebendem Rachen, die mit Globusgefühl, Heiserkeit, Husten und Halsschmerzen einhergeht.
Eine häufige Ursache des auch als Laryngitis gastrica bezeichneten Krankheitsbildes ist der gastroösophageale Reflux (GERD). Daneben führen aber auch zahlreiche nicht säureassoziierte Faktoren zu Entzündungen in diesem Bereich.
Dr. Hillevi Pendleton von der Lund-Universität im schwedischen Malmö zählt auf: virale oder bakterielle Infektionen, Rauchen, Alkohol, Allergien, ein postnasales "Dripping", chronische Sinusitis und eine Überbeanspruchung der Stimmbänder.
Fragebogen an 122 Patienten
An der von Pendleton und Kollegen initiierten Studie nahmen 122 Patienten teil, die wegen der Diagnose "Laryngitis posterior" in den Jahren 2000 bis 2008 in Behandlung gewesen waren (Eur Arch Otorhinolaryngol 2012, online 29. Juli).
Im Schnitt vier Jahre später wurden sie gebeten, einen Fragebogen zu Beschwerden und eingenommenen Medikamenten auszufüllen.
40 Prozent gaben darin an, keine spezifische Untersuchung wie eine Ösophagogastroduodenoskopie (OGD) erhalten zu haben. Dennoch hatten die behandelnden Ärzte in 85 Prozent Protonenpumpenhemmer (PPI) verschrieben, in der Annahme, dass es sich um einen Säurereflux handele.
Jede vierte Patientin und jeder fünfte Patient waren offenbar nicht nachbeobachtet worden.
Insgesamt hatten 63 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung noch Beschwerden - neben Heiserkeit und Globusgefühl wurden auch ein saurer Geschmack im Mund und Sodbrennen berichtet - obwohl sie zum Großteil immer noch PPIs einnahmen.
40 Prozent nahmen die Medikamente täglich, 30 Prozent steigerten bei Bedarf eigenhändig die Dosis.
Betroffene klagen: Lebensqualität sinkt
Die Symptome störten die Patienten nach eigenen Angaben häufig beim Essen und Trinken. 34 Prozent der Teilnehmer berichteten, dass dadurch ihre Alltagsaktivitäten beeinträchtigt waren.
Fast die Hälfte litt zudem wegen ihrer Laryngitis unter Schlafstörungen. Besonders die weiblichen Studienteilnehmer gaben an, dass durch die Beschwerden auch die Lebensqualität gesunken war.
Pendleton und Kollegen weisen darauf hin, dass typische Refluxsymptome wie Sodbrennen oder Regurgitationen auch dann auftreten können, wenn die Speiseröhre gar keinem Säureeinfluss ausgesetzt ist.
Die Erklärung sei eine sogenannte viszerale Hypersensitivität, das heißt, normale Empfindungen in der Speiseröhre werden verstärkt wahrgenommen. Diese Patienten sprechen nach Pendleton naturgemäß schlecht auf Säureblocker an.
Patienten mit Laryngitis posterior sollten nicht reflexhaft mit Protonenpumpenhemmern behandelt werden, fordern die Autoren. Eine OGD sei zur Abklärung in jedem Fall erforderlich, ebenso die Frage nach Alkohol- und Zigarettenkonsum.
Insbesondere bei Nichtansprechen auf einen PPI seien andere Ursachen als der Säurereflux in Betracht zu ziehen.
Quelle: www.springermedizin.de