Lebensstil
Koloskopie hilft nicht zum gesünderen Leben
Ändern Patienten mit dem Entschluss, eine Koloskopie durchführen zu lassen, generell das Bewusstsein für die eigene Gesundheit? In einer schottischen Studie zeigten sich nur geringfügige Effekte.
Veröffentlicht:INVERNESS. Eine Vorsorgesituation bietet möglicherweise eine gute Gelegenheit, wieder einmal auf den Wert eines gesunden Lebensstils hinzuweisen. Wenn sich Menschen für eine Früherkennungsmaßnahme entscheiden, befinden sie sich häufig in einer sensiblen Phase, in der sie ohnehin besonders auf ihre Gesundheit achten.
Der Arzt-Patient-Kontakt könnte genutzt werden, um die Basis für weitere positive Verhaltensänderungen zu schaffen - soweit die Idee.
Ob eine solche Sensibilisierung vorliegt und Menschen im Rahmen einer Koloskopie von sich aus weitere gute Vorsätze zum Schutz ihrer Gesundheit fassen bzw. in die Tat umsetzen, war die Fragestellung in einer prospektiven Kohortenstudie (BMJ Open 2014; 4: e003706).
Mithilfe verschiedener Fragebogen untersuchte das Team um Dr. Gill Hubbard von der University of Stirling in Inverness (Schottland), den Lebensstil von 565 Patienten vor und zehn Monate nach einer Koloskopie. Um festzustellen, welche Kreise eine eventuelle Verhaltensänderung zieht, nahmen auch die jeweiligen Lebenspartner an den Befragungen teil.
Bei 72 Prozent der Untersuchten ergab die Koloskopie Auffälligkeiten (Kolorektalkarzinom, Polypen oder Divertikulitis), bei 28 Prozent zeigte sich ein Normalbefund.
Insgesamt konsumierten bei der ersten Erhebung 27 Prozent der Befragten weniger als fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag und 20 Prozent tranken mehr, als ihnen gut tat. Jeder Zweite bewegte sich zu wenig, 21 Prozent waren adipös und 11 Prozent rauchten.
Nach zehn Monaten: Weniger Alkohol, aber noch mehr Bewegungsmuffel
Mindestens zwei ungesunde Angewohnheiten gaben 55 Prozent der Patienten mit verdächtiger Koloskopie und 42 Prozent der Probanden mit Normalbefund zu Protokoll. Zwischen beiden Patientengruppen zeigten sich bei der ersten Befragung keine signifikanten Unterschiede bei der Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeit, mit dem Rauchen aufhören zu können, sich gesünder zu ernähren, mehr zu bewegen und weniger Alkohol zu trinken.
Die Befragung zehn Monate nach der Koloskopie ergab bei den Patienten insgesamt nur geringfügige Verbesserungen. Der Anteil der Probanden, die zu viel tranken, war um 5 Prozent gesunken, gleichzeitig hatte aber die Zahl der sportlich wenig Aktiven um 8 Prozent zugenommen.
Beim Gruppenvergleich zwischen Patienten mit Normalbefunden und mit verdächtigen Koloskopien zeigten sich bis auf die Zunahme der Inaktivität bei Probanden mit auffälligem Befund keine weiteren signifikanten Verhaltensänderungen. Bei den jeweiligen Partnern der Untersuchten konnte kein Wandel des Lebensstils beobachtet werden.
In einer Regressionsanalyse untersuchten die Autoren Prädiktoren für die beiden Verhaltensweisen, die sich in der Gesamtgruppe verändert hatten: Vor allem Patienten, die bereits bei der ersten Befragung angegeben hatten, körperlich wenig aktiv zu sein, waren auch nach der Koloskopie nicht zu mehr Sportlichkeit bereit.
Ein weiterer Hemmschuh für ein bewegtes Leben war das Lebensalter. Ähnliche Abhängigkeiten vom Gewohnten zeigten sich beim Alkoholkonsum. Wer schon zu Beginn der Untersuchung viel trank und sich auch nicht zutraute, dies zu ändern, der blieb meist auch dabei. (St)