Zöliakie

Glutenfreie Ernährung trotz Symptomfreiheit

Auch asymptomatische Zöliakiepatienten profitieren von einer glutenfreien Ernährung. Dies zeigt der Vergleich von Probanden mit Endomysium-IgA-Antikörpern, die sich entweder glutenfrei oder ohne besondere Einschränkungen ernährten.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Mit glutenfreier Kost fühlen sich Endomysium-IgA-Antikörper-positive Menschen wohler.

Mit glutenfreier Kost fühlen sich Endomysium-IgA-Antikörper-positive Menschen wohler.

© Peter Endig / dpa

TAMPERE / FINNLAND. In Europa und Nordamerika liegt die Prävalenz der Zöliakie bei 1-2 Prozent. Doch das klinische Bild ist heterogen und so bleiben viele Patienten unerkannt.

Zudem war bislang unklar, ob Patienten, die bei einem Screening durch Endomysium-IgA-Antikörper (EmA) im Serum auffallen, aber keine offensichtlichen Symptome und höchstens geringe Schleimhautveränderungen im Dünndarm aufweisen, tatsächlich von einer gluteninduzierten Erkrankung betroffen sind.

Die Frage, ob diese Menschen von einer glutenfreien Ernährung profitieren, untersuchten jetzt Kalle Kurppa und Kollegen der finnischen University of Tampere (Gastroenterology 2014; 147: 610-617).

Daten von 40 Probanden analysiert

Bei 140 von 3031 Verwandten von Zöliakiepatienten wurde Endomysium-IgA festgestellt. Die Autoantikörper gelten als spezifischste Serummarker für die Zöliakie.

Sie richten sich vorwiegend gegen die Gewebstransglutaminase, ein Protein, das den Bindegewebsfasern des Gastrointestinaltrakts angelagert ist. Bei allen Patienten lag ein HLA DQ2 oder DQ8 vor. In der prospektiven Studie wurden 40 der EmA-positiven Probanden randomisiert.

20 von ihnen ernährten sich glutenfrei, 20 befolgten keine Diätvorschriften. Nach einem Jahr wechselten 19 der 20 Probanden aus der Gruppe ohne Vorschriften zur glutenfreien Diät und alle, die sich bereits glutenfrei ernährten, blieben dabei.

Im Vergleich zu den "Allesessern" war in der glutenfreien Gruppe nach dem ersten Jahr histologisch das Verhältnis der Zottenhöhe zur Kryptentiefe signifikant vergrößert, die Titer zöliakiespezifischer Antikörper waren gefallen, und gastrointestinale Symptome hatten sich in den objektiven Scores deutlicher verbessert, selbst bei Probanden, die sich zuvor für symptomfrei hielten.

Glutenfreie Diät hat viele Vorteile

Offenbar werden leichte Beschwerden oft gar nicht als solche wahrgenommen, meinen die Autoren, und eine Besserung wird erst im Zuge einer Ernährungsumstellung registriert.

Außerdem wurden bei den Teilnehmern der glutenfreien Gruppe weniger Verdauungsprobleme, weniger Angst und ein insgesamt positiverer Gesundheitszustand festgestellt. Lediglich in den Scores zu sozialen Funktionsniveaus hinkten sie den "Allesessern" hinterher.

Nachdem die Probanden mit uneingeschränkter Kost auf glutenfrei umgestiegen waren, hatten sich nach insgesamt zwei Jahren auch bei ihnen die meisten Probleme verbessert. Keiner der Studienteilnehmer bereute diesen Schritt und die meisten wollte diese Ernährungsweise beibehalten.

Kurppa und Kollegen nehmen ihre Studienergebnisse zum Anlass, für ein aktives Screening von Zöliakie-Risikopatienten zu plädieren. Allerdings seien mit Blick auf mögliche soziale Auswirkungen einer solchen Diät die Konsequenzen eines Screenings individuell abzuwägen.

Zudem sollten prospektive Studien klären, ob es sinnvoll sei, auch seropositive Kandidaten mit völlig normaler Dünndarmschleimhaut einer glutenfreien Kost zu unterziehen, die ja auch nicht ganz billig sei.

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