Verstopfung und Sodbrennen
Brechdurchfall mit Spätfolgen
Norovirus-Infektionen sind nicht gerade als chronische Erkrankung bekannt. Jetzt haben US-Forscher allerdings gezeigt, dass Patienten nach einer Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Spätfolgen haben.
Veröffentlicht:MARYLAND. Eine Norovirus-Infektion ist zwar unangenehm, doch in der Regel verläuft sie selbstlimitierend. Im Normalfall ist nach zwei bis drei Tagen Erbrechen oder Durchfall der Spuk vorbei. Doch offenbar scheint es auch Spätfolgen der Infektion zu geben.
Auch wenn die akuten Symptome einer Noroviren-Infektion abgeklungen sind, könnte damit noch lange nicht alles ausgestanden sein: Denn laut einer aktuellen US-amerikanischen retrospektiven Kohortenstudie klagen Infizierte später öfter über Dyspepsie, Verstopfung oder Sodbrennen als Menschen ohne vorausgegangene Infektion (Clin Infect Dis. 2012; 55(7): 915-922).
Demnach war das Risiko für eine dieser funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen nach einer Norovirus-Infektion 1,5-fach höher als bei jenen Menschen, die niemals mit diesen Viren infiziert waren.
Chad Porter vom Naval Medical Research Center in Silver Spring und seine Kollegen verglichen die Krankengeschichten von 1718 US-Soldaten und -Soldatinnen, die zwischen 2004 und 2011 während einer von drei dokumentierten Norovirus-Epidemien an einer akuten Gastroenteritis erkrankt waren, mit denen einer Kontrollgruppe nicht-infizierter Personen.
Jedem Patienten stellten sie vier Probanden mit ähnlichen demografischen Charakteristika gegenüber und werteten die Krankenakten im Hinblick auf funktionelle gastrointestinale Beschwerden aus, durchschnittlich über einen Zeitraum von 4,5 Jahren.
Erkrankungen lieber gleich vorbeugen
Mit 294 Diagnosen und einer Gesamtinzidenz von 761 Fällen pro 100.000 Personenjahre führte der Reflux die Liste der gastrointestinalen Beschwerden an. Dabei war die Refluxinzidenz in der Gruppe mit vorausgegangener Norovirus-Infektion deutlich höher als in der Kontrollgruppe (adaptiertes RR: 1,39).
Auch über Beschwerden wie Dyspepsie (adaptiertes RR: 1,44) und Obstipation (adaptiertes RR: 1,32) klagten die Teilnehmer mit vorausgegangener Infektion häufiger, wobei der Unterschied bei der Reizmagensymptomatik nicht signifikant war.
Allerdings unterschied sich die Dyspepsie-Rate zwischen den Norovirus-Infizierten der drei Epidemien, sodass zumindest bei denjenigen Patienten, die sich während der zweiten Norovirus-Epidemie (Dezember 2004 bis April 2005) infiziert hatten, die Dyspepsie-Rate 1,7-mal - und damit signifikant - höher war als die der Nicht-Infizierten.
Die Subgruppen unterschieden sich auch hinsichtlich Refluxbeschwerden und Verstopfung, wenn auch deutlich geringer. Mit jährlich fast 21 Millionen Fällen pro Jahr ist das Norovirus die häufigste Ursache infektiöser Magen-Darm-Erkrankungen in den USA.
Auch in Deutschland rangieren die Noroviren mit etwa 170.000 gemeldeten Infektionen pro Jahr an Platz eins. Angesichts dieser Tatsache sei es um so wichtiger, mögliche Spätfolgen dieser Infektion zu kennen, betonen die US-amerikanischen Studienautoren.
Die künftige Herausforderung bestünde aber nicht nur darin, die Spätfolgen der Infektion aufzudecken, sondern Strategien zu entwickeln, wie diesen eventuell vorzubeugen ist.