Kommentar

Schlechtes Image der ADHS-Therapie

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Die Vorurteile zur medikamentösen Therapie von Kindern mit ADHS halten sich hartnäckig in den Medien. Immer wieder wird kolportiert, dass schwierige Kinder mit Psychostimulantien nur ruhig gestellt werden. Für die Symptome wird dann meist mangelhafte Erziehung verantwortlich gemacht.

Solche Vorurteile verunsichern besonders die Eltern, denen es in der Regel sehr schwer fällt, einer medikamentösen Therapie bei ihren Kindern zuzustimmen. Die Medikamente heilen Kinder mit ADHS nicht, sie können ihre Probleme aber verringern.

Betroffene werden erreichbar für die Erziehung der Eltern, für die Anforderungen in der Schule und für andere Therapien. Dass die Mittel dabei in der Regel leichtfertig verordnet werden, ist nicht zu belegen.

Im Gegenteil: Die Psychostimulantien dürfen nur von einem Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern verordnet und unter dessen Aufsicht angewendet werden. Solche speziell geschulten Pädiater, Psychiater, Psychotherapeuten oder Neurologen sind in Deutschland selten.

Meist dauert es daher mehr als ein Jahr bis zur Diagnose. Und dass Begleitmaßnahmen der medikamentösen Behandlung wie Verhaltenstherapien oft unterbleiben, liegt schlicht und einfach an fehlenden Angeboten.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Ist ADHS real?

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Dr. Ulrich Kohns 14.02.201219:48 Uhr

Ist ADHS real?

Zu Risiken und Nebenwirkungen eines Artikels fragen Sie ihren Chefradakteur oder Journalisten!

Bedenkt die Redaktionskonferenz überhaupt, was Artikel bei Betroffenen auslösen können, in denen sachliche Kritik dann aber mit Unwahrheiten, Fehlinformationen, Unterstellungen, Falschinterpretationen, Behauptungen als Tatsache und persönliche Einschätzungen vermengt werden?

Eltern haben sich schweren Herzens entgegen medialer Meinung nach Jahren erfolgloser Therapie für eine medikamentöse Behandlung begleitet von fachärztlicher Betreuung zum Wohl des Kindes aufgrund fachärztlicher Empfehlung entschieden. Nebenwirkungen: Verunsicherung wegen ihrer Entscheidung, Misstrauen zum behandelnden Facharzt, Angst vor behaupteten, nicht gesicherten Folgen.
Risiken: Abbruch oder Aussetzen einer erfolgreichen, notwendigen Therapie mit Rückkehr früherer Symptome und damit verbundenem Leid des Kindes und der Familie.

Ich hoffe, dass die behandelnden Fachärzte diese Kinder in der Lage sind, Eltern und Kinder vor den möglichen Nebenwirkungen und Risiken des Artikels zu schützen. Es geht nicht darum, welches Handeln derzeit in Medien gut bewertet wird, sondern darum, dass allein vom Wohl des Kindes gedacht wird. Auch dazu kann eine medikamentöse Therapie zwingend notwendig sein und eine gute Entwicklung des Kindes sichern.


Dr. Ulrich Kohns, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychotherapeut

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