Unfall
SHT quält Kinder langfristig
Leichte Schädel-Hirn-Traumata können bei Kindern kognitive Defizite nach sich ziehen. Die Störungen wie Konzentrationsschwäche oder Vergesslichkeit halten nach einer US-Studie bis zu ein Jahr lang an.
Veröffentlicht:COLUMBUS (eo). Forscher um Dr. Keith Owen Yeates von der Universität Ohio haben in einer Studie 186 Kinder mit leichten Schädel-Hirn-Traumata (SHT) nach Unfall untersucht (Arch Pediatr Adolesc Med 2012; 166: 615).
Die Kinder waren zwischen acht und 15 Jahre alt. Kriterien für ein SHT waren: Ohnmacht bei dem Unfall, Werte von mindestens 13 oder 14 Punkten auf der Glasgow Coma Scale (die Skala reicht bis maximal/optimal 15 Punkte bei vollem Bewusstsein) oder mindestens zwei Zeichen/Symptome einer Gehirnerschütterung in der Notaufnahme.
Als Vergleichsgruppe dienten 99 gleichaltrige Kinder mit Arm- oder Beinbrüchen.
Ergebnis: In Folge der Gehirnerschütterung waren die Kinder im Schnitt unaufmerksamer, vergesslicher und langsamer geworden, insbesondere wenn eine Ohnmacht eingetreten war.
Sowohl zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung als auch drei und zwölf Monate später schnitten die Kinder mit Hirntraumata eindeutig schlechter ab als die Kinder der Kontrollgruppe (die Odds Ratios für die Störungen betrugen für die drei Zeitpunkte 11,72, 5,07 bzw. 5,54).
Im Hinblick auf die somatischen Beschwerden waren die Gruppenunterschiede zunächst zwar ebenfalls signifikant, sie nahmen aber mit zunehmender Dauer ab. Bei der initialen Einschätzung gaben in der Gruppe mit SHT noch deutlich mehr Patienten Müdigkeit oder Kopfschmerzen an als in der Vergleichsgruppe.
Ein auffälliger MRT-Befund war damit eindeutig assoziiert. Der Unterschied zwischen den Gruppen hatte sich jedoch nach drei Monaten relativiert.
Sofern die Symptome persistierten, schlugen sie sich erheblich auf die Lebensqualität nieder. Dies traf sowohl für die physischen als auch die psychosozialen Komponenten des HRQOL-Scores (Health Related Quality of Life) zu.
Kinder, die drei Monate nach dem Trauma noch unter Symptomen einer Gehirnerschütterung litten, waren häufig Kandidaten für eine pädagogische Intervention.
Für die Wissenschaftler ist das ein Hinweis dafür, dass anhaltende Symptome durchaus Konsequenzen für das Funktionieren im Alltag haben. Es sei daher wichtig, gefährdete Kinder frühzeitig zu identifizieren, um angemessene Fördermaßnahmen einleiten zu können.