Gedächtnisprobleme
Oftmals Vorboten eines Schlaganfalls
Geistige Beeinträchtigungen gehen oft einem Schlaganfall voraus, zeigt eine Metaanalyse aus Taiwan. Die Gefahr, einen Infarkt zu erleiden, ist dann vielfach erhöht.
Veröffentlicht:CHIAYI/TAIWAN. Inzwischen ist längst klar: Nicht nur Schlaganfall und Herzinfarkt werden durch Faktoren wie Hypertonie, Adipositas, Bewegungsmangel oder hohe Lipidwerte begünstigt, sondern auch eine Demenz.
Daher überrascht es wenig, dass Demenzkranke häufig auch an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und umgekehrt Menschen mit Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall auch vermehrt eine Demenz bekommen.
Zusätzlich gibt es aber auch noch direkte Beziehungen zwischen den Erkrankungen: Ein Schlaganfall erhöht das Demenzrisiko, was ebenfalls wenig überrascht, wenn ein solches Ereignis einen beträchtlichen Teil der Hirnzellen dahinrafft.
Es gibt aber auch umgekehrt Hinweise, dass kognitive Probleme auf ein besonders hohes Schlaganfallrisiko deuten, und dem sind nun chinesische Neurologen vom Chang Gung Memorial Hospital in Chiayi nachgegangen CMAJ 2014, online 25. August).
Rate für ischämische Infarkte erhöht
Das Team um Dr. Meng Lee hat Daten von 18 Kohortenstudien mit insgesamt 122.000 Teilnehmern analysiert, in denen die kognitiven Leistungen zu Beginn erfasst und die Schlaganfallraten in der Beobachtungszeit ermittelt worden sind.
Bei all diesen Studien war es möglich, Ereignisraten anzugeben, die für die wichtigsten kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Hypertonie, systolischer Blutdruck, Diabetes und BMI adjustiert worden sind.
Wurden all diese Faktoren berücksichtigt, so zeigten Patienten mit kognitiven Einschränkungen zum Studienbeginn über alle Studien gemittelt immer noch eine etwa um 40 Prozent erhöhte Schlaganfallrate.
Eine kognitive Einschränkung oder Demenz liefert den Ärzten also zusätzlich zu den bekannten Risikofaktoren einen Hinweis auf die Schlaganfallgefahr. Dieser Hinweis zeigte sich in einem Großteil der Studien. Die Heterogenität war also sehr gering, was die Aussagekraft weiter stützt.
Die erhöhte Schlaganfallinzidenz beruhte ausschließlich auf ischämischen Ereignissen. Hier war die Ereignisrate bei kognitiven Einschränkungen sogar um 65 Prozent erhöht.
Eine niedrigere Inzidenz gab es bei Hirnblutungen (minus 60 Prozent), das Ergebnis war hier aber aufgrund der großen Streuung nicht signifikant. Deutlich häufiger als bei kognitiv normalen Personen kam es hingegen zu einem tödlichen Insult (plus 68 Prozent).
Starke Defizite - hohes Infarktrisiko
Da die Definition, was eine kognitive Einschränkung ist, in den Studien sehr unterschiedlich gehandhabt wurde, beschränkten sich Lee und Mitarbeiter in einem nächsten Schritt auf acht Untersuchungen, in denen die Definition auf einem Mini-Mental-Status-Wert von weniger als 25 Punkten beruhte.
Bei solchen Teilnehmern war die Schlaganfallrate in der Beobachtungszeit sogar um 64 Prozent erhöht.
Die erhöhte Schlaganfallinzidenz zeigte sich praktisch in allen Subgruppen: Unabhängig vom Grad der kognitiven Einschränkung, dem Studienort oder der Studiendauer ließ sich für Personen mit geistigen Defiziten eine erhöhte Schlaganfallrate nachweisen, wobei in einigen Studien die Insultrate mit der Ausprägung dieser Defizite stieg.
Als Ursache für das erhöhte Schlaganfallrisiko bei kognitiven Problemen vermuten die Forscher um Lee schleichende Hirnschäden durch stumme Infarkte oder hämodynamische Störungen.
Prozesse, die einen schweren Schlaganfall begünstigen, manifestieren sich dann möglicherweise zunächst in kognitiven Problemen. Solche Defizite wären dann ein guter und einfach zu erkennender Marker für einen in Zukunft drohenden Schlaganfall.