Männer
Depressiv macht aggressiv
Depressionen sind bei Männern offenbar nicht seltener als bei Frauen - nur die Symptome sind andere, wie eine US-Studie zeigt: So sind depressive Männer oft gereizt und aggressiv.
Veröffentlicht:DEARBORN. Aus Längs- und Querschnitts-Studien geht hervor, dass in Deutschland die Lebenszeitprävalenz der Depression bei Frauen mit 25 Prozent doppelt so hoch liegt wie bei Männern mit nur etwa 12 Prozent.
Schon vor mehr als zehn Jahren wurden die traditionellen Diagnosekriterien von manchen Experten angezweifelt, weil Männer aufgrund ihrer gesellschaftlichen Rolle seltener zugeben, zu weinen oder traurig zu sein. Zudem vermuten manche, dass sich Depressionen bei Männern anders zeigen als bei Frauen.
Daten von US-weiter Umfrage
Um Gründe für die unterschiedlichen Lebenszeitprävalenzen zu erforschen, haben Forscher um Dr. Lisa A. Martin von der Universität von Michigan in Dearborn die Daten einer landesweiten Umfrage analysiert.
An der "National Comorbidity Survey Replication" zu psychischer Gesundheit hatten 2382 Männer und 3310 Frauen teilgenommen (JAMA Psychiatry 2013; online 28. August).
Dabei stellte sich heraus, dass Männer mit Depressionen eher als Frauen über Wutattacken/Aggressionen (95 versus 88 Prozent), Drogengebrauch (61 versus 41 Prozent) und riskantes Verhalten (53 versus 29 Prozent) berichten, auch wenn zudem traditionelle Symptome wie depressive Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsverminderung und Schlaflosigkeit angegeben werden.
Wurde in der Untersuchung ein Testsystem angewandt, dem männerspezifische Symptome zugrunde lagen (MMS, Male Symptoms Scale), war die Rate der Depressionen bei den Männern höher als bei den Frauen (26 versus 22 Prozent).
Nutzten die Forscher dagegen zum Vergleich ein System, das sowohl traditionelle Symptome als auch alternative, männerspezifische Symptome berücksichtigt, waren die Prävalenzen mit 31 Prozent bei den Männern und 33 Prozent bei den Frauen nahezu gleich.
Geschlechtsspezifische Symptome berücksichtigen!
Auch wenn die Ergebnisse nicht allgemeingültig sein müssen, empfehlen Martin und ihre Kollegen, in künftigen Studien zu klären, wie Männlichkeit und Femininität die Häufigkeit von Depressionen beeinflussen, statt sich ausschließlich auf das Geschlecht zu konzentrieren.
Es müsse geklärt werden, welche Symptome bei Männern tatsächlich Hinweise für eine Depression lieferten.
Wichtig sei den Studiendaten zufolge, betroffene Männer und Frauen auch nach Gefühlen der Reizbarkeit und der Wut sowie nach Drogengebrauch zu fragen.
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