Prävention

Zwei Peperoni gegen Parkinson?

Wer viel Peperoni, Tomate oder Kartoffel isst, hat offenbar ein geringeres Parkinsonrisiko. Möglicherweise liegt es am Nikotin darin.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Die muss man nicht rauchen, um ans Nikotin zu kommen.

Die muss man nicht rauchen, um ans Nikotin zu kommen.

© JM Fotografie / fotolia.com

SEATTLE. So schädlich Rauchen auch ist, wenigstens einen Vorteil hat das Inhalieren von Qualm aus verbranntem Tabak: Das Parkinsonrisiko sinkt.

Und dies liegt nicht unbedingt daran, dass Raucher schon an Lungenkrebs sterben, bevor sie in das Alter kommen, in dem sich Parkinson entwickelt, auch Tabakfreunde jenseits der 70 Jahre sind auffallend selten parkinsonkrank.

Als Grund werden neuroprotektive Effekte von Nikotin auf das dopaminerge System vermutet: In Parkinson-Tiermodellen ließen sich solche Effekte nachweisen, zudem hemmt Nikotin den Dopaminabbau über Monoaminooxidase-B (MAO-B) und wirkt damit ähnlich wie einige Anti-Parkinson-Arzneien.

Geringe Nikotinmengen sind effektiv

Interessanterweise genügen schon relativ geringe Nikotinmengen, um einen Teil der Rezeptoren im Gehirn zu sättigen, auch wurde bereits bei Passivrauchern ein reduziertes Parkinsonrisiko festgestellt.

Forscher um Dr. Susan Nielsen aus Seattle, USA, trieb daher die Frage um, ob vielleicht schon so geringe Nikotinmengen, wie sie in häufig verzehrten Nachtschattengewächsen vorkommen, das Parkinsonrisiko senken können. Zu diesen Gewächsen gehören vor allem Tomaten, Kartoffeln, Paprika, Chili oder Auberginen.

In einer Fall-Kontroll-Studie befragten die Forscher nun 490 Patienten mit frisch diagnostiziertem Parkinson sowie 644 gleich alte, neurologisch unauffällige Personen nach ihren Essgewohnheiten in der Vergangenheit (Ann Neurol 2013, online 9. Mai).

Die Teilnehmer sollten bei 71 Nahrungsmitteln und Getränken angeben, wie häufig sie diese konsumiert hatten. Auf der Liste befand sich auch die gesamte Palette an Obst und Gemüse. Zudem wurden sie nach dem Tabakkonsum befragt.

Die Angaben zur Häufigkeit ermittelten die Forscher mit einer Neun-Punkte- Skala, sie reichte von mehr als sechsmal pro Tag bis zu weniger als einmal pro Monat.

Wie erwartet waren unter den Parkinsonkranken weniger Raucher (50 Prozent) als unter den Kontrollen (62 Prozent). Zudem hatten die Patienten nach ihren eigenen Angaben im Laufe ihres Lebens deutlich seltener Nachtschattengewächse verzehrt als die Kontrollen.

So ließ sich für zwei bis vier Mahlzeiten mit Peperoni pro Woche ein um 30 Prozent reduziertes Parkinsonrisiko berechnen - unter der Voraussetzung wohlgemerkt, dass die Angaben der Teilnehmer tatsächlich auch stimmen.

Die Gemüse haben einen Dosiseffekt

Insgesamt zeigt sich ein Dosiseffekt: Je mehr Nachtschattengewächse jemand isst, umso geringer ist nach diesen Berechnungen das Risiko für Parkinson.

Bei anderen Formen von Obst und Gemüse ist dies jedoch nicht der Fall, auch ist der Effekt bei Rauchern und ehemaligen Rauchern nicht besonders ausgeprägt - bei ihnen hat das zusätzliche Nikotin über die Nahrung offenbar keinen Effekt, was wenig überrascht, da beim Rauchen ein Vielfaches der Nikotinmenge aufgenommen wird wie beim Verzehr einiger Paprikaschoten oder Tomaten.

Insgesamt müssen die Ergebnisse jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Retrospektive Befragungen zur Ernährung sind fehleranfällig. Erst einmal sollte in prospektiven Kohortenstudien geprüft werden, ob ein häufiger Verzehr von Paprika und Tomaten tatsächlich mit einem geringeren Parkinsonrisiko einhergeht.

Und selbst dann wäre es noch fraglich, ob es an den Nachtschattengewächsen liegt oder an anderen Faktoren. Zu denken gibt auch der geringe Nikotingehalt der Lebensmittel: Bei Peperoni beträgt er etwa 100 Mikrogramm pro Kilogramm, bei Tomaten nur etwa die Hälfte davon.

Zum Vergleich: Zigaretten enthalten bis zu 1000 Mikrogramm Nikotin, und zwar pro Stück - das ist so viel wie in 20 Kilo Tomaten.

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