MS-Kranke

Finger weg von Fertigpizza und Chips?

Patienten mit Multipler Sklerose sollten tendenziell auf salzhaltige Nahrungsmittel verzichten. Eine Studie zeigt: Zu viel Salz verschlimmert die Krankheit.

Veröffentlicht:
Fertig-Pizza im Backofen: Davon sollten MS-Patienten wohl besser die Finger lassen.

Fertig-Pizza im Backofen: Davon sollten MS-Patienten wohl besser die Finger lassen.

© Sandor Jackal / fotolia.com

KOPENHAGEN. Einem hohen Salzkonsum werden bekanntlich viele ungünstige Auswirkungen nachgesagt. Seit einiger Zeit besteht der Verdacht, dass ein Übermaß an Kochsalz auch Autoimmunerkrankungen begünstigt.

Ein Team um Mauricio Farez von der Universität in Buenos Aires hat nun geschaut, ob sich bei MS-Kranken tatsächlich ungünstige Effekte großer Kochsalzmengen nachweisen lassen.

Dazu haben die Forscher 70 Patienten mit schubförmiger MS zwei Jahre lang regelmäßig klinisch sowie per MRT untersucht und zugleich die Salzausscheidung gemessen.

Je mehr Salz, desto mehr Läsionen

Mehr zum Thema

Die Insider der Neurologie sind selbstbewusst und optimistisch. Das liegt auch an vielen therapeutischen Innovationen - beispielsweise im Kampf gegen Multiple Sklerose. Warum, das lesen Sie im Dossier ZNS der "Ärzte Zeitung" ...

Aus den Messungen konnten sie dann den Salzkonsum berechnen, wie beim ECTRIMS-Kongress in Kopenhagen berichtet wurde. Sie teilten die Patienten in drei Gruppen ein: geringer Salzkonsum (unter 2 g Natrium/d), durchschnittlicher Konsum (2-5 g) und deutlich erhöhter Konsum (über 5 g).

Zum Vergleich: Die WHO empfiehlt täglich nicht mehr als 2 g Natrium. In Industrieländern liegt die durchschnittliche Salzaufnahme aber deutlich über diesem Wert.

Laut Farez kam es bei Patienten mit durchschnittlichem Salzkonsum im Verlauf 2,7-fach häufiger zu einer klinisch manifesten Exazerbation als bei geringem Konsum.

Bei ausgeprägtem Konsum war die Rate sogar vierfach erhöht. In ähnlichem Maß war auch die Rate für neue Hirnläsionen bei Patienten mit hohem Salzkonsum erhöht: Sie hatten im Schnitt acht neue T2-Läsionen mehr als Patienten mit niedrigem Konsum.

Je mehr Salz die Patienten aufnahmen, um so höher war die Zahl neuer Läsionen. Im Schnitt traten pro Gramm Natrium jenseits der 5 g etwa 3,7 zusätzliche T2-Läsionen innerhalb von zwei Jahren auf.

Mehr Appetit auf Salziges?

Für MS-Patienten wäre es nach diesen Daten vielleicht von Vorteil, eine salzarme Diät einzuhalten, so Farez. Allerdings ist bisher unklar, ob eine Salzreduktion tatsächlich die MS-Progression bremst.

Der Zusammenhang könnte auch umgekehrt sein: Vielleicht haben Patienten mit einer aktiveren MS einfach mehr Appetit auf Salziges.

Um zu klären, was Ursache und was Wirkung ist, wäre wohl eine kontrollierte Studie zur Salzreduktion nötig. Immerhin weisen Labor- und Tierexperimente darauf hin, dass viel Salz tatsächlich ungünstig bei MS ist. Unter anderem scheint Salz die Differenzierung pathogener T-Zellen zu begünstigen.

Eine deutsche Forschergruppe konnte zeigen, dass Kochsalz in einem Zytokin-Milieu zu einem drastischen Anstieg der Th17-Zellen führt.

Erhöhte Salzkonzentrationen steigerten die Werte solcher Zellen um das Zehnfache. (mut)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Aktive schubförmige Multiple Sklerose (RMS)

Neue Daten untermauern günstiges Sicherheitsprofil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!