Bei psychisch Kranken

Herzinfarkt ist öfter tödlich

Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen haben nach einem Herzinfarkt eine schlechtere Prognose als Patienten ohne psychiatrische Diagnose - selbst bei gleicher Behandlung. Woran liegt das?

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UPPSALA. Psychisch kranke Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen kardiovaskulär bedingten Tod. Ursächlich dafür ist nicht nur eine höhere Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auch die Mortalität im Fall eines kardiovaskulären Ereignisses übersteigt die von psychisch Gesunden.

Für die ungünstige Prognose steht eine Vielzahl von Faktoren unter Verdacht, unter anderem eine schlechtere medizinische Versorgung.

In Schweden ist eine solche Diskriminierung nicht festzustellen - trotzdem haben psychiatrische Patienten auch dort schlechtere Überlebenschancen. Das lässt sich aus Daten des Infarkt-Registers SWEDEHEART ablesen (Journal of Internal Medicine 2014; online 17. November).

Zwischen 1997 und 2010 wurden in dem landesweiten Register 209.592 erste Myokardinfarkte erfasst. Bei 442 Betroffenen war eine Bipolarstörung, bei 541 eine Schizophrenie bekannt.

Mehr Raucher, mehr Diabetiker

Die psychiatrischen Patienten waren zum Zeitpunkt des Infarktes nicht nur jünger als die übrigen Patienten (im Mittel 68 bzw. 63 vs. 71 Jahre), sie rauchten auch häufiger (40 bzw. 54 vs. 23 Prozent) und litten öfter an Diabetes (25 und 36 vs. 22 Prozent). Keine Unterschiede zeigten sich dagegen beim Anteil von STHebungsinfarkten oder bei Akuttherapie und Sekundärprävention.

Die 30-Tages-Mortalität lag insgesamt bei 10 Prozent. Im Vergleich zu gleichaltrigen Geschlechtsgenossen hatten Bipolarpatienten eine um 38 Prozent und Schizophreniepatienten eine um 168 Prozent erhöhte Sterberate.

Auch wenn etablierte kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie Schweregrad und Behandlung des Herzinfarktes berücksichtigt wurden, blieb das Sterberisiko der psychiatrischen Patienten fast doppelt so hoch wie das der übrigen Patienten.

Die Risikosteigerung kam dann aber ausschließlich durch die erhöhte Mortalität in der Schizophreniegruppe zustande.

Ähnlich verhielt es sich mit der Ein-Jahres-Mortalität, die sich insgesamt auf 18 Prozent belief. Nach Abgleich der Einflussfaktoren hatten Schizophreniepatienten die höchste Sterblichkeit: etwa 2,5-mal so hoch wie in der Vergleichsgruppe. Aber auch Bipolarpatienten hatten ein um gut 60 Prozent erhöhtes Sterberisiko.

Post-Infarkt-Mortalität bestätigt

Die Studie bestätigt damit die schon früher beobachtete erhöhte Post-Infarkt-Mortalität von Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Bipolarstörungen. "Das könnte wichtig sein für die Risikoabschätzung und die Therapieentscheidungen nach einem Infarkt", betonen die Autoren um Robert Bodén von der Uni Uppsala.

Die Ursache für die höhere Mortalität bleibe aber unklar. Möglicherweise handele es sich um Faktoren, die in der Studie nicht berücksichtigt wurden, etwa Nebenwirkungen der Psychopharmaka oder eine schlechtere Adhärenz in der Sekundärprävention; dies müsse nun dringend untersucht werden.

Laut Bodén und Kollegen gibt es aber auch Indizien dafür, dass durch die psychische Erkrankung selbst die autonome Regulation der Herzfunktion gestört wird. (bs)

Lesen Sie dazu auch: Kommentar zu psychisch Kranken: Keine Gleichbehandlung

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