Studie zeigt

Hirnströme bei Fehlern verraten Geschlecht

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MAGDEBURG. Männer sind schneller und Frauen flexibler: Die Gehirne von Männern und Frauen reagieren unterschiedlich auf eigene Handlungsfehler, heißt es in einer Mitteilung der Universität Magdeburg.

Diese Unterschiede seien so signifikant, dass sich allein aus den gemessenen Hirnströmen das Geschlecht vorhersagen lässt. Die Unterschiede in der Verarbeitung von Fehlhandlungen bei Frauen und Männern zeigen außerdem die Notwendigkeit geschlechterspezifischer Diagnose und Therapie psychischer Störungen.

Das sind Ergebnisse einer internationalen Studie, die Neurowissenschaftler der Universität Magdeburg zusammen mit Kollegen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Universität Nottingham durchgeführt haben (Sci Rep 2016; online 14. April).

Bei 895 gesunden jungen Männern und Frauen wurde mittels EEG gemessen, wie sie auf gerade begangene, eigene Handlungsfehler reagieren. Die Probanden bekamen eine Aufgabe, die sie trotz ablenkender Reize wiederholt korrekt ausführen mussten. Die dabei entstehenden Fehler sind mit Flüchtigkeitsfehlern beim Bedienen technischer Geräte durch falsche Tastendrücke zu vergleichen.

"Sobald wir einen Fehler machen, reagiert unser Gehirn im Bruchteil einer Sekunde und ermöglicht es uns, unser Verhalten effektiv anzupassen", wird Professor Markus Ullsperger, Seniorautor der Studie, in der Mitteilung zitiert.

"Eine mögliche Reaktion besteht darin, nachfolgende Handlungen abzubremsen, um weitere Fehler zu vermeiden. Eine andere führt dazu, dass wir die Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Reize richten und ablenkende Reize ignorieren.

"Bei den Studienteilnehmern zeigte sich, dass Männer die gestellten Aufgaben etwas schneller bearbeiten konnten als Frauen, heißt es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig reagierten ihre Gehirne stärker auf Handlungsfehler als die der Frauen: Eine auf der Kopfoberfläche messbare Spannungsänderung, die so genannte Fehlernegativierung, sei bei Männern größer gewesen.

Die Frauen hingegen passten ihr Verhalten nach begangenen Fehlern flexibler an und verlangsamten ihre Reaktionen deutlich stärker als Männer. Allein die Muster der fehlerbezogenen Hirnströme reichten aus, um ohne die jeweilige Person zu sehen ihr Geschlecht vorherzusagen.

"Da die Häufigkeit vieler psychischer Erkrankungen, die zu Fehlhandlungen führen, unterschiedlich auf die Geschlechter verteilt ist, versteht man vielleicht die Geschlechtsunterschiede bei den Patienten auch besser, wenn man die Abweichungen bei Gesunden erklären kann", so Dr. Adrian Fischer, Erstautor der Studie. "Die Fähigkeit, auf Fehler zu reagieren zeigt sich verändert unter anderem bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung oder der Schizophrenie.

 Daher erscheint es sinnvoll, verstärkt geschlechterspezifische Studien zu Ursachen, Diagnostik und Therapie dieser Störungen vorzunehmen." (eb)

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