Schlafstörungen
Bei nicht-organischer Insomnie ist Psychotherapie erste Wahl
Nicht erholsamer Schlaf oder Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen, frühes Erwachen oder ein erhöhtes Schlafbedürfnis können die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Je nach Dauer der Schlafstörungen unterscheidet man akute (bis zu vier Wochen Dauer), subakute (Dauer bis zu sechs Monaten) und chronische Schlafstörungen (länger als sechs Monate bestehend).
Durch eine breit angelegte Anamnese kommt man den Ursachen für die Beschwerden meist rasch auf die Spur. Bei der Anamnese wird nach allen Lebensbereichen gefragt, die für den Schlaf relevant sein können, so Privatdozent Michael Grözinger und Professor Frank Schneider von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Aachen in ihrem zertifizierten Fortbildungsbeitrag zur Diagnostik und Therapie bei Schlafstörungen.
Außer Fragen nach Schlafgewohnheiten, Schlafhygiene, Faktoren, die den Nachtschlaf stören (etwa häufiges Wasserlassen, Schwitzen oder Schmerzen) sollte auch nach der Einnahme von Medikamenten sowie nach dem Alkohol- oder Kaffeekonsum gefragt werden.
Zudem sollte die berufliche und private Situation thematisiert werden, um Konflikt- und Belastungsfaktoren, etwa Dauerstress oder Schichtarbeit, zu identifizieren. Ergänzend wird nach früheren oder aktuellen Erkrankungen gefragt. Da nahezu alle psychiatrischen Erkrankungen mit Schlafstörungen einhergehen, sollte auch eine psychiatrische Anamnese erhoben werden.
Hilfreich ist, die Patienten ein Schlaftagebuch führen zu lassen, das über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen morgens und abends ausgefüllt werden sollte. Die Autoren geben allerdings zu bedenken, dass diese verstärkte Selbstbeobachtung auch kontraproduktiv sein kann. Denn bei ängstlichen Patienten könnten sich dadurch möglicherweise auch die Sorgen verstärken.
Diagnostische Kriterien für eine nicht-organische Insomnie nach ICD-10 sind unter anderem Klagen über Einschlaf- oder Durchschlafstörungen und eine schlechte Schlafqualität. Die Patienten fühlen sich tagsüber abgeschlagen, es können vegetative oder körperliche Beschwerden auftreten.
Um eine organische Erkrankung als Ursache auszuschließen, sollten Laborparameter wie Entzündungswerte, Blutbild, Schilddrüsen-, Leber- und Nierenwerte bestimmt werden. Außerdem sollte ein EKG gemacht werden und eine bildgebende Untersuchung des Gehirns erfolgen.
Therapie der Wahl bei Patienten mit nicht-organischer Insomnie ist die Psychotherapie. Hier haben sich nach den Erfahrungen der Autoren Verfahren zur körperlichen und gedanklichen Entspannung bewährt, ebenso psychoeduktive Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafhygiene.
Ergänzend kann eine - grundsätzlich zeitlich begrenzte - Pharmakotherapie erforderlich sein, um die psychotherapeutische Intervention zu unterstützen. Infrage kommen zum einen die Nicht-Benzodiazepin-Hypnotika Zaleplon, Zolpidem oder Zopiclon.
Dagegen sollten Benzodiazepine aufgrund ihres Nebenwirkungsspektrums nicht eingesetzt werden. Pflanzliche Präparate wie Baldrian und Hopfen sind eine Option bei Patienten mit leichten Insomnien.
Gute Erfahrungen haben die Autoren mit den sedierenden Antidepressiva Mirtazapin und Trimipramin gemacht, da diese gut wirksam und nebenwirkungsarm sind. Allerdings können sie derzeit nur "off label" angewandt werden. (mar)
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