Job-Stress treibt viele Männer in den Rausch
Alkohol und Tabak - daran berauschen sich die Bürger in Deutschland am liebsten, heißt es im Jahrbuch "Sucht 2012". Viele Menschen sind auch von Medikamenten abhängig, betont die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen - und kritisiert die Ärzte.
Veröffentlicht:BERLIN (af). Alkohol und Tabak bleiben die Hauptprobleme der Suchtbekämpfung. Darauf verweist die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm im Jahrbuch "Sucht 2012".
Die Gesellschaft kommen diese Vorlieben teuer. Allein die direkten Kosten, die riskanter und abhängiger Konsum von Alkohol und Tabak verursache, beliefen sich auf 18,6 Milliarden Euro im Jahr, heißt es im Jahrbuch.
Eine Kernforderung der Suchtforscher ist, die Promillegrenze von derzeit 0,5 auf 0,2 Promille abzusenken.
Alkohol häufige Diangose der vollstationär behandelten Patienten
Zwar ist der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr leicht von 9,7 auf 9,6 Liter gesunken. Der Blick aufs Detail offenbart aber auch gegenläufige Trends.
So sinke der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener seit 2008 nicht mehr. Seit 2010 stiegen Alkohol- und Cannabiskonsum unter jungen Menschen sogar wieder an, berichteten Vertreter der Hauptstelle am Donnerstag in Berlin.
Zum Teil lägen die Werte schon über denen des Jahres 2005. In der ersten Dekade nach der Jahrtausendwende ist die Zahl der Alkoholvergiftungen um 173,2 Prozent gestiegen, hat das Statistische Bundesamt ermittelt.
Ein Indikator für eine mögliche Umkehr des Trends seien auch die 2010 um 11,5 und 15,3 Prozent gestiegenen Werbeausgaben für Werbung für Alkoholika und Zigaretten.
Nicht nur junge Menschen sprechen verstärkt dem Alkohol zu. Ein Drittel der Männer im erwerbsfähigen Alter meint, die Belastungen des Arbeitslebens durch Rauschtrinken besser bewältigen zu können.
Ihnen bescheinigt das Jahrbuch einen riskanten Alkoholkonsum. Die Diagnose "Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol" ist in der Krankenhausstatistik die dritthäufigste, bei Männern sogar die häufigste Diagnose der vollstationär behandelten Patienten.
Cannabis bei illegalen Drogen top
Ist Trinken mit Männern assoziiert, so werde Medikamentenabhängigkeit vor allem mit Frauen in Verbindung gebracht, sagte Gabriele Bartsch von der Hauptstelle. Die Schätzungen über das Ausmaß reichen von 1,4 bis 1,9 Millionen Betroffenen.
Bartsch kritisierte, dass Ärzte einen Großteil der psychotrop wirkenden Arzneimittel nicht wegen akuter medizinischer Probleme, sondern langfristig zur Vermeidung von Entzugserscheinungen verordneten. Geraucht wird auch noch. Ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen greifen regelmäßig zum Glimmstängel.
Bei den illegalen Drogen liegt Cannabis weiter vorne. Insgesamt sei die Mehrzahl der Konsumindikatoren bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen für Cannabis, Kokain und Amphetamine im Aufwärtstrend, heißt es im Jahrbuch. Allerdings sind illegale Drogen in Deutschland weniger verbreitet als woanders.
Forderungen der Suchtexperten: Preise für Alkohol und Tabak rauf, die Steuern für Fertig- und Drehzigaretten vereinheitlichen, Werbung weiter einschränken.