Schnelle Hilfe gegen das Hämmern im Kopf

Nichts spricht bei gelegentlichen Kopfschmerzen gegen eine Schmerztablette. Bei Migräne und Spannungskopfschmerz können verschiedene nicht verschreibungspflichtige Präparate empfohlen werden. Besonderes Augenmerk ist jedoch gerade bei älteren Patienten geboten.

Ruth NeyVon Ruth Ney Veröffentlicht:
In Deutschland haben etwas drei Prozent der Bevölkerung chronische Kopfschmerzen vom Spannungstyp.

In Deutschland haben etwas drei Prozent der Bevölkerung chronische Kopfschmerzen vom Spannungstyp.

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Sie sind mit 75 Prozent der häufigste Grund, warum Menschen Schmerzmittel einnehmen: Kopfschmerzen. Fast jeder zweite Patient mit chronischen Kopfschmerzen nimmt allerdings zu oft oder zu lange Analgetika in Selbstmedikation ein, wie jüngst Studiendaten aus Norwegen ergaben (J Headache Pain 2012; 13: 113).

Bei der Suche nach der passenden - häufig verschreibungsfreien - Substanz und deren richtiger Anwendung ist daher eine fachliche Beratung der Patienten wichtig.

Bei der Auswahl bieten seit Jahren zum Beispiel die Leitlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) eine gute Hilfestellung mit evidenzbasierten Empfehlungen.

Erste Wahl bei Migräne sind danach: Naratriptan (2,5 mg), Acetylsalicylsäure (900 bis 1000 mg), Ibuprofen (400 mg), Paracetamol (1000 mg) und Phenazon (1000 mg) sowie eine Fix-Kombination aus ASS (500 mg), Paracetamol (400 bis 530  mg) und Koffein (100 bis 130 mg).

Bei Migräne sind gerade die Triptane Naratriptan und seit kurzem auch Almotriptan wichtige, da über die Apotheke schnell verfügbare Substanzen zur Selbstmedikation geworden.

Fixkombination lindert Spannungskopfschmerz

Bei Spannungskopfschmerzen empfiehlt die DMKG vorrangig ASS (1000 mg), Ibuprofen (400 mg) und Diclofenac (12,5/25 mg) sowie die fixe Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein (wie bei Migräne) oder eine Kombination aus 1000 mg Paracetamol und 130 mg Koffein.

Eine Einzeldosis mit 1000 mg Paracetamol wird als Mittel der zweiten Wahl gewertet. Häufig fragen Patienten auch nach "natürlichen" Alternativen. Bei Spannungskopfschmerz kann den Patienten dann zum Beispiel empfohlen werden, die Stirn mit Pfefferminzöl einzureiben.

Studiendaten mit einer zehnprozentigen Lösung belegen hier eine eindeutige Wirksamkeit (Z Phytotherapie 2004; 25: 129). Entsprechende Präparate gibt es in der Apotheke, sie können auch auf einem Grünen Rezept verordnet werden. Eine phytotherapeutische Option sind zudem Präparate aus Weidenrinde.

Zur Migräne-Prophylaxe stehen ebenfalls verschreibungsfreie Produkte zur Verfügung. Dazu gehören etwa Pestwurz-Kapseln, die über eine internationale Apotheke aus England bezogen werden können.

Auch zu Nahrungsergänzungsmitteln mit Magnesium und Vitamin B2 sowie mit Coenzym 10 gibt es einige positive Untersuchungen - allerdings ist die Datenlage dazu ingesamt heterogen.

Achtung bei Kopfschmerz plus Nackenschmerz

Dennoch wird Magnesium häufig aus rein klinisch-pragmatischer Sicht zur Migräne-Prophylaxe bei Schwangeren eingesetzt (600 mg / Tag).

Vorsicht mit Schmerztabletten ist allerdings bei chronischen Beschwerden geboten. Grundsätzlich gilt: Kopfschmerz-Präparate sollten nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als zehn Tage im Monat genommen werden.

Bei häufigeren Beschwerden vom Spannungstyp - typisch sind dumpf-drückende holokranielle Schmerzen ohne vegetative Begleitsymptome - können nämlich auch muskuläre Ursachen vorliegen, die gezielt behandelt werden müssen.

"Werden muskuläre Ursachen beim Spannungskopfschmerz nicht ausreichend berücksichtigt, kann die Behandlung mit Akutschmerzmitteln sogar kontraproduktiv sein", warnte Professor Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel vor Kurzem beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt/Main. Er empfahl Entspannungsübungen und eine muskelrelaxierende Therapie.

Bei Patienten mit häufigen Nacken- und Kopfschmerzen kann allerdings auch eine Migräne die gemeinsame Ursache der Symptome sein, wie die DMKG hinweist. So klagten bis zu 70 Prozent der Patienten über Nackenschmerzen während der Attacke.

Eine eingehende Anamnese, bei der die für Migräne typischen Begleitsymptome erfasst werden, ermöglicht die Differenzierung zum Spannungskopfschmerz. Liegt eine Migräne vor, sind eine Prophylaxe und regelmäßiger Ausdauersport oft hilfreich.

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