Isoflavone unter Verdacht
Kopfschmerz durch Soja?
Patienten mit Kopfschmerzen nehmen häufig Nahrungsergänzungsmittel - vermutlich wollen sie sich damit etwas Gutes tun. Männer sollten jedoch mit Isoflavonpräparaten vorsichtig sein: Diese triggern vielleicht den Schmerz.
Veröffentlicht:TAIPEH. Können Nahrungsergänzungsmittel Kopfschmerzen verursachen? Zumindest bei Isoflavonen erscheint der Verdacht nicht ganz abwegig, berichten Wissenschaftler um Hsiao-Yean Chiu aus Taipeh (Taiwan) aufgrund einer Querschnittstudie mit über 15.400 Teilnehmern.
Die Inselchinesen im Alter von 18 bis 65 waren befragt worden, ob sie in den vergangenen drei Monaten Kopfschmerzen oder Migräne hatten, und falls ja, ob die Schmerzen eher häufig oder nur selten auftraten. Die Interviewer interessierten sich zudem für den Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln (Hedache 2014; 54: 355-363).
Die wichtigsten Ergebnisse: Insgesamt gab nur ein Viertel der Befragten an, in den vergangenen drei Monaten an Kopfschmerz gelitten zu haben. Von den Männern waren nur etwa 17 Prozent betroffen, bei den Frauen war der Anteil fast doppelt so hoch (32 Prozent). Lediglich 4,3 Prozent der Männer und 12,4 Prozent der Frauen hatten bei der Befragung angegeben, dass sie häufig Kopfschmerzen haben.
Damit ist die Kopfschmerzprävalenz nach diesen Daten nur halb so hoch wie im globalen Durchschnitt, berichten die Forscher um Chiu. Eine plausible Erklärung dafür haben sie jedoch nicht, möglicherweise lassen sich die Unterschiede auf die Befragungsmethodik zurückführen. Im Einklang mit anderen Untersuchungen ist jedoch die Beobachtung, dass Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Kopfschmerzpatienten lieben Supplemente
Knapp ein Viertel der Befragten hatte zudem angegeben, derzeit Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Der Anteil war bei Frauen mit 32 Prozent doppelt so hoch wie bei Männern (16 Prozent). Am beliebtesten waren Multivitaminpräparate: Sie wurden von knapp 14 Prozent der Befragten eingenommen.
Dabei zeigte sich, dass Personen mit Kopfschmerzen deutlich häufiger zu Supplementen griffen als solche ohne: Bei ihnen war der Anteil etwa ein Drittel höher. Allerdings hatten die Kopfschmerzpatienten auch deutlich häufiger Krankheiten wie Asthma, COPD, Sinusitis, Magengeschwüre oder mussten passiv rauchen.
Wurden solche Faktoren berücksichtigt, so war der Konsum von Vitamin C, B, Kalzium und Fischöl bei den Kopfschmerzpatienten dennoch signifikant um etwa ein Viertel erhöht.
Bei vielen anderen Nahrungsergänzungsmitteln gab es jedoch keine deutlichen Unterschiede - mit einer Ausnahme: So nahmen Männer mit Kopfschmerzen knapp vierfach häufiger Isoflavonpräparate ein als Männer ohne Kopfschmerz.
Aufgrund der östrogenen Aktivität vieler Isoflavone halten es die Studienautoren durchaus für möglich, dass diese Substanzen ähnlich wie Östrogene die Migräne-Schmerzschwelle senken und daher Kopfschmerzen und Migräne triggern. Isoflavone stammen überwiegend aus Hülsenfrüchten wie Soja und Bohnen.
Bei den übrigen Präparaten dürfte jedoch eine andere Erklärung wahrscheinlicher sein: Kopfschmerzpatienten nehmen häufiger Supplemente ein, weil sie sich aufgrund ihrer Beschwerden sowie der vermehrt vorkommenden Begleiterkrankungen weniger gesund fühlen und hoffen, sich mit den Nahrungsergänzungsmitteln etwas Gutes zu tun.
Dafür spricht, dass es bislang keine Hinweise aus Interventionsstudien gibt, nach denen Fischöl, Mineralien und Vitaminpillen Kopfschmerzen verursachen. (mut)