Arbeitsleid sorgt für hartnäckigen Schmerz

BERLIN (eb). Wer Probleme am Arbeitsplatz oder Depressionen hat, bei dem können Rückenschmerzen besonders hartnäckig sein. Das bestätigen zwei australische Studien, die beim Europäischen Orthopädiekongress (EFORT) in Berlin präsentiert wurden.

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Rückenschmerzpatienten, die noch arbeitsfähig sind, kommen im Durchschnitt auf 41 Krankenstandstage pro Jahr. Laut "Survey of Chronic Pain in Europe" verlieren 19 Prozent der Patienten mit moderaten oder starken chronischen Schmerzen ihre Arbeit.

Erschreckend sei, dass ein großer Teil dieser Belastungen unnötig wäre, wenn nicht wesentliche Dinge übersehen würden, die über die rein körperliche Komponente hinausgehen, heißt es in einer Mitteilung vom Kongress.

Das zeigt eine aktuelle australische Studie, die beim EFORT-Kongress vorgestellt wurde. Professor Markus Melloh vom Western Australian Institute for Medical Research, University of Western Australia, hat mit seinem Team jene Faktoren identifiziert, die das Risiko entweder erhöhen oder mindern, dass akute Rückenschmerzen chronisch werden.

Untersucht wurden in der einen Studie Patienten, die sich wegen ihrer Rückenschmerzen an einen praktischen Arzt wandten. Sechs Monate nach Therapiestart zeigte sich eindeutig, dass jene Menschen besonders für eine Chronifizierung gefährdet sind, die sich am Arbeitsplatz nicht wohlfühlen, eine resignierte Haltung gegenüber ihrem Job einnehmen.

"Wie so oft bei Rückenschmerz stehen nicht allein körperliche Ursachen und medizinische Lösungen im Vordergrund. Auch psychosoziale Probleme müssen erkannt und gelöst werden. Interventionen am Arbeitsplatz hätten das Potenzial, den Menschen ein chronisches Schmerzgeschehen zu ersparen", wird Melloh zusammenfassend in der Mitteilung vom Kongress zitiert.

Denn auch das sei aus der Studie hervorgegangen: "Soziale Unterstützung am Arbeitsplatz kann stark präventiv wirken, um chronische Rückenschmerzen zu verhindern."

Bei Schmerzen auf die Seele achten

Die Mehrkosten für derartige Interventionen würden sich durch eingesparte Krankenstandstage, Krankenhausaufenthalte und Arzt- und Medikamentenkosten jedenfalls selbst rechnen.

Melloh untersuchte in einer zweiten Studie die seelische Komponente des Rückenschmerzes. "Bekannt ist, dass Depression die Therapie-Erfolge bei der Behandlung von Patienten schmälert, die unter einer Erkrankung der Wirbelsäule und chronischen Rückenbeschwerden leiden.

Wir wollten herausfinden, ob sich der Genesungsverlauf zwischen depressiven und nicht-depressiven Patienten unterscheidet, bei denen eine neue Schmerzepisode im Rücken eintritt", erörterte Melloh in der Mitteilung.

Untersucht wurden 287 Patienten. 18 Prozent von ihnen wurden als depressiv eingestuft. Gemeinsam war allen Studien-Teilnehmern mit Depression, dass sie zu Behandlungsbeginn unter hohem Schmerzpegel, großen Funktionseinschränkungen sowie beruflichem Stress litten.

Es zeigte sich, dass Depression - und in geringerem Ausmaß das ständige Grübeln und Wiederkäuen eines Problems (Rumination) sowie das Magnifizieren (geistiges Aufblähen eines Problems) - den Genesungsprozess negativ beeinflussten, Sechs Wochen nach Behandlungsbeginn stellten sich bei den anderen schon deutliche Verbesserungen ein, bei den depressiven Patienten erwiesen sich die Rückenprobleme als besonders hartnäckig.

Im Gegensatz zu den depressiven Patienten sei der Genesungsprozess bei den nicht-depressiven kontinuierlich vorangeschrittem, heißt es in der Mitteilung zum Kongress.

"Meine Empfehlung für die Behandlung von Patienten mit Depression und akuten Rückenschmerzen wäre daher, gezielt auf die seelische Verfassung zu achten, weil bei ihnen die Chancen schlechter stehen, rasch beschwerdefrei zu werden. Begleitende Maßnahmen und Angebote wie etwa Gespräche mit Psychologen, die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe oder der Einsatz von Antidepressiva wären anzuraten", so Melloh.

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