Fußballer nach Kopfball kurzzeitig gelähmt
Was auf den ersten Blick wie eine Gehirnerschütterung aussieht, kann sich bei genauer Untersuchung als Bandscheibenvorfall erweisen - so hat es sich bei einem jungen Fußballspieler nach einem Kopfball zugetragen.
Veröffentlicht:RENNES (mut). Ein Fußballspieler klappt nach einem Kopfball zusammen und kann sich nicht mehr bewegen. Etwa zehn Minuten später ist er allerdings fast schon wieder fit.
Was zunächst nach einer Gehirnerschütterung aussah, erwies sich als Bandscheibenvorfall.
Dass es beim Fußballspielen häufig rau zur Sache geht und so manch einer nach einem Foul am Boden liegen bleibt, um einen Freistoß herauszuschinden - das gehört praktisch zum Spiel dazu.
Wenn ein Spieler jedoch plötzlich nicht mehr in der Lage ist, seine Arme und Beine zu bewegen, wird es allerdings bedenklich.
Genau dies ist einem 18-jährigen Mann passiert: Unmittelbar nach einem Kopfball brach er zusammen und war fast komplett gelähmt, nur den Kopf konnte er noch bewegen.
Nach etwa zehn Minuten war der Spuk allerdings vorbei und der junge Mann hatte wieder die gewohnte Kraft in Armen und Beinen. Er klagte allerdings über starke Schmerzen im Halswirbelbereich sowie Parästhesien an Schultern und Armen, berichten Dr. Sylma Diabira und Dr. Xavier Morandi aus Rennes in Frankreich (N Engl J Med 2012; 366: 462).
Bandenscheibenvorfall und Rückenmarksödem diagnostiziert
Die beiden Ärzte hatten den Fußballspieler nach der Einlieferung in ein Krankenhaus untersucht und konnten zu diesem Zeitpunkt bis auf die Missempfindungen keine weiteren neurologischen Defizite aufspüren.
Sie veranlassten eine Magnetresonanztomografie und sahen in einer sagittalen T2 gewichteten Aufnahme eine verrutschte, fast vollständig kollabierte C3-C4-Bandscheibe, die kräftig aufs Rückenmark drückte.
Klar erkennbar war auf dem MRT-Bild auch ein Rückenmarksödem; für eine Rückenmarksblutung fanden die französischen Ärzte jedoch keine Hinweise.
Der junge Fußballspieler wurde sofort notoperiert. Dabei entfernten die Chirurgen die lädierte Bandscheibe und implantierten einen Kunststoffblock aus Polyetheretherketon (PEEK), um die Wirbel auf Abstand zu halten. Zusätzlich stabilisierten sie die Wirbelsäule über eine Zervikalplatte.
Die Parästhesien verschwanden mit der Zeit, der Patient erholte sich vollständig. Sechs Monate nach der Operation rannte er wieder über den Fußballplatz und konnte den Ball wie gewohnt mit Kopf und Beinen aufs Tor dreschen.