Hernien-Op
TAPP besser als TEP
Die Versorgung einer Leistenhernie mittels TAPP-Technik ist einer Studie zufolge risikoärmer als die TEP. Die Autoren widersprechen damit der gängigen Meinung, dass beide Schlüsselloch-Verfahren als gleichwertig anzusehen sind.
Veröffentlicht:BERN. Sind bei der minimalinvasiven Leistenhernienchirurgie TAPP- und TEP-Verfahren wirklich gleichwertig?
Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2005 spricht dafür, aber eine aktuelle bevölkerungsbasierte Studie mit über 4500 Patienten findet klare Vorteile für die TAPP, bei der zum Einbringen des Netzes das Bauchfell eröffnet wird (World J Surg 2012, online 7 September).
Bei den (überwiegend männlichen) Patienten, die nach dem TEP-Verfahren (total-extraperitoneale Plastik) operiert wurden, traten sowohl während des Eingriffs als auch postoperativ deutlich mehr Komplikationen auf (1,9 gegenüber 0,9 Prozent intraoperativ; 2,3 gegenüber 0,8 Prozent postoperativ).
Darüber hinaus war auch die Wahrscheinlichkeit, dass während der Operation von der "Schlüssellochmethode" auf ein offenes Verfahren übergegangen werden musste (Konversion), signifikant höher: Sie betrug nach TEP 1,0 Prozent, nach TAPP (transabdominale präperitoneale Netzimplantation) dagegen nur 0,2 Prozent.
Der einzige Vorteil der TEP in dieser prospektiven Studie: Die Patienten konnten im Durchschnitt um fast einen Tag früher entlassen werden.
Das TAPP-Verfahren nahm zudem etwas weniger Zeit in Anspruch (59 vs. 67 min). Hier wird das Netz nach Eröffnen des Bauchfells vor dieses, also präperitoneal auf die Bruchpforte platziert.
Grundsätzlich besteht dabei die Gefahr, dass innere Organe verletzt werden. Die Fixierung erfolgt mit Metallclips, resorbierbaren Clips oder auch Fibrinkleber. Vor allem Metallclips sind eine häufige Ursache für postoperative Schmerzen.
Dagegen bleibt die Bauchhöhle bei der TEP geschlossen, das Netz wird zwischen den Bauchdeckenschichten, also hinter die Muskulatur und auf das Bauchfell gelegt. Fixiert wird es nur durch den Bauchinnendruck und den Gegendruck der Bauchmuskulatur.
Beide Techniken erfordern viel Übung; so werden etwa 200 bis 300 Interventionen veranschlagt, bis der Operateur ein im Hinblick auf Komplikationen und Rezidive akzeptables Ergebnis erzielt.
Bei der TAPP liegt diese Zahl tendenziell höher als bei der TEP. Die höhere Konversionsrate nach TEP erklären die Wissenschaftler um Dr. Markus Gass von der Universitätsklinik Bern damit, dass das TAPP-Verfahren eine bessere Identifikation anatomischer Strukturen erlaubt.
Ein Manko der Studie besteht darin, dass Langzeitdaten fehlen, sowohl zu Rezidiven als auch zu postoperativen Beschwerden und zur Patientenzufriedenheit. Auch wurde der Schweregrad der Komplikationen nicht erfasst.