Senioren

Fisch bremst Funktionsabbau

Senioren sollten mehr tierische Proteine essen. In einer Studie waren häufige Fischmahlzeiten mit einem verlangsamten funktionellen Abbau verknüpft. Der Zusammenhang war aber nur für Männer signifikant.

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TOKYO. Über sieben Jahre haben japanische Forscher den Effekt verschiedener Ernährungsweisen auf den Erhalt funktioneller Fähigkeiten im Alter studiert: Von Interesse war für das Team um Eri Imai vom Gesundheitsministerium in Tokyo vor allem die Komponente "tierisches Eiweiß" (J Am Geriatr Soc 2014; 62 (3): 426-434).

1000 bei Studienbeginn durchschnittlich 67 Jahre alte Senioren hatten Ernährungsfragebögen beantwortet. Ergebnis: Wer am meisten tierische Proteine zu sich genommen hatte, war bei Studienende funktionell am fittesten.

Als Maßstab hatten die Wissenschaftler einen gerontologischen Score herangezogen, den TMIG-Score (Tokio Metropolitan Institute of Gerontology Index of Competence).

Dieser erfasst funktionelle Fähigkeiten auf drei Ebenen: Ebene 1 beinhaltet zum Beispiel das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel, das eigenständige Zubereiten von Mahlzeiten oder das Bezahlen von Rechnungen. Auf Ebene 2 befinden sich intellektuelle Fähigkeiten wie Zeitunglesen oder das Ausfüllen von Formularen. Ebene 3 umfasst soziale Fähigkeiten wie Freunde besuchen oder Kontakt zu jungen Menschen aufnehmen.

Als maßgeblicher Abbau galt den Forschern ein Absinken des TMIG-Werts unterhalb eines bestimmten Cutoffs (unter -1 Punkt). Wer über diesen Cutoff hinauskam, galt als funktionell stabil oder verbessert.

Wie Imai und Kollegen berichten, war die Wahrscheinlichkeit für eine funktionelle Verschlechterung besonders niedrig (OR 0,62), wenn die Menge der täglich zugeführten tierischen Proteine im höchsten Quartil lag, nämlich bei einer durchschnittlichen Tagesmenge von 38,4 g.

Als Referenzwert galt das niedrigste Quartil, eine Zufuhr an tierischem Eiweiß von durchschnittlich 12,7 g pro Tag. Pflanzliches Protein hatte dagegen keinen nennenswerten Einfluss auf den funktionellen Abbau (OR 0,88).

Analyse nach Geschlecht

Die Forscher hatten die Auswirkung der Ernährung auch nach Geschlechtern getrennt analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass der Zusammenhang "viel tierisches Protein gleich geringerer Abbau" nur für Männer zutraf.

So lag die Wahrscheinlichkeit einer maßgeblichen funktionellen Verschlechterung bei Männern, die viel tierisches Protein konsumiert hatten, bei 0,41, bei Frauen wurde dagegen eine Rate von 0,76 ermittelt. Der Unterschied in der Ernährungsweise fiel bei den Frauen damit für den Erhalt funktioneller Fähigkeiten im Alter nicht signifikant ins Gewicht.

Relevant war in der Studie, von welchem Tier das Eiweiß stammte: So war der Effekt von Fisch deutlich größer als der von Fleisch (OR 0,63 bzw. 0,71). Dabei waren weder die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren noch Vitamin D noch Niacin, Kalium oder Zink mit dem funktionellen Abbau assoziiert.

Für einen fischreichen Speiseplan haben zahlreiche Studien Argumente gesammelt: Das präventive Potenzial reicht vom Diabetes über Schlaganfall bis Demenz. Wie Imai und sein Team vermuten, handelt es sich nicht um einzelne Nahrungsbestandteile; vielmehr scheint der Fisch als Ganzes gesund zu sein.

Warum sich der funktionelle Abbau nur bei Männern bremsen ließ, erklären sich die japanischen Forscher so: Bei ihnen spielt der Verlust an Muskelmasse für funktionelle Einschränkungen eine Rolle.

Dagegen fand die WHI-Studie (Women's Health Initiative) keinen Zusammenhang zwischen tierischem Nahrungseiweiß und Frailty. Bei den Männern in der japanischen Studie war der höhere Eiweißanteil vor allem mit einem längeren Aufrechterhalten sozialer Aktivitäten verknüpft. (eo)

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