Studie

Hüft- und Knie-Prothesen halten meist Jahrzehnte

Gelenk-Endoprothesen halten deutlich länger als bisher vermutet. Das ergab eine Analyse britischer Forscher von Registerdaten mit bis zu 25 Jahren Nachbeobachtung.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Nach Einsatz einer Gelenk-Endoprothese müssen Patienten schnell wieder aktiv werden. Das ist entscheidend für die Mobilisation.

Nach Einsatz einer Gelenk-Endoprothese müssen Patienten schnell wieder aktiv werden. Das ist entscheidend für die Mobilisation.

© Zimmer/ BVMed

BRISTOL. Acht von zehn Total-Endoprothesen des Knies (Knie-TEP) und sechs von zehn der Hüfte (Hüft-TEP) halten mindestens 25 Jahre. Das berichten britische Forscher um Dr. Jonathan T. Evans von der Universität in Bristol. Sie haben dazu Studiendaten von über 500.000 Patienten ausgewertet.

Der Gelenkersatz hält nach den Ergebnissen deutlich länger, als bisher angegeben, was Patienten und Chirurgen die Entscheidung über den Zeitpunkt einer Operation erleichtern könnte, so die Forscher. Bisher gebe es nur wenige Daten über die langfristigen Erfolgsaussichten solcher Operationen.

In Deutschland gehört der endoprothetische Gelenkersatz mit über 238.000 transplantierten Hüft-Endoprothesen und knapp 192.000 Knie-Endoprothesen im Jahr 2017 zu den häufigsten Operationen überhaupt, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis).

IQTiG-Daten deutlich kürzer

Nach Daten aus Registerstudien gibt zum Beispiel das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) für Knie-TEP Standzeiten von 97 Prozent nach fünf Jahren, 89 Prozent nach zehn und 78 Prozent nach 15 Jahren an. Dies ist deutlich kürzer, als jetzt die britische Analyse ergeben hat.

Zur Analyse der Standzeit von EP haben die Forscher aus Bristol jetzt Studien von Registerdaten mit mindestens 15 Jahre Übersicht aus Australien, Finnland, Dänemark, Neuseeland, Norwegen und Schweden ausgewertet. Britische Daten seien in die Studien nicht eingeflossen, weil die dortigen Daten hierzu einen solchen langen Zeitraum nicht überblickten, so die Wissenschaftler. Kleinere Studien sprächen aber für ein ähnliches Bild im Vereinigten Königreich (UK).

Für die Hüft-TEP haben die Forscher Ergebnisse von 92 Patienten-Serien analysiert, wobei es Op-Ergebnisse von über 215.000 Eingriffen nach 15 Jahren, 73.000 nach 20 Jahren und 51.000 nach 25 Jahren gab. 89 Prozent der Endoprothesen waren nach 15 Jahren noch intakt, nach 20 Jahren waren es 70 Prozent und nach 25 Jahren noch 58 Prozent (Lancet 2019; 393: 647).

Noch besser waren die Ergebnisse nach Knie-TEP. Hier wurden Ergebnisse von 47 Patientenserien ausgewertet. Ergebnisse von 15 Jahren nach Op standen dabei für über 299.000 Eingriffe zur Verfügung, eine Nachbeobachtung nach 20 Jahren war für über 88.000 Eingriffe und nach 25 Jahren für 76.000 Patienten möglich.

Über neun von zehn Knie-Prothesen nach 20 Jahren intakt

Ergebnis: Nach 15 Jahren waren noch 93 Prozent der Knie-TEP intakt, nach 20 Jahren waren es noch 90 Prozent und nach 25 Jahren noch 82 Prozent (Lancet 2019; 393: 655). Eine weitere Analyse betraf die Lebensdauer von Knie-Teilendoprothesen. Hier waren nach 15 Jahren noch 77 Prozent intakt, nach 20 Jahren 72 Prozent und nach 25 Jahren noch 70 Prozent.

„Wenn man die Fortschritte bei Endoprothesen und Op-Techniken in den vergangenen Jahren berücksichtig, dann könnten heute eingesetzte Gelenk-Prothesen möglicherweise noch länger halten“, wird Studien-Erstautor Evans von der „BBC“ zitiert. Bei einer alternden Bevölkerung seien dies wichtige Fortschritte.

Und: „Ursprünglich bekamen Patienten Gelenk-Endoprothesen vorzugsweise am Ende ihrer Arthrose-Karriere“, so Professor John Skinner aus London von der „British Orthopaedic Association“ zur „BBC“: „Nun können wir sie auch jüngeren und aktiveren Patienten anbieten.“

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