Frischer Wind für die Therapie von Gichtpatienten
CHICAGO (hub). Ein möglicher Ansatz, die Harnsäurewerte bei Gichtpatienten unter die Grenze von 6 mg/dl zu drücken, ist der Einsatz des Enzyms Uricase. Jetzt wurde eine spezielle Form des Enzyms getestet.
Veröffentlicht:Uricase metabolisiert die schwer lösliche Harnsäure zum leicht löslichen Allantoin, welches problemlos über den Harn ausgeschieden werden kann.
Die Probleme: Der menschliche Körper kann das Enzym nicht selbst herstellen, gegen rekombinante Uricase werden schnell Antikörper gebildet.
In zwei Phase-III-Studien wurde daher eine pegylierte Uricase (Pegloticase) bei 109 und 116 Patienten mit schwerer Gicht getestet (JAMA 2011; 306: 711). Die Pegylierung des Enzyms soll zum einen dessen Halbwertzeit erhöhen und zum anderen die Bildung von Antikörpern verhindern.
Alle 225 Patienten hatten Allopurinol nicht vertragen, oder die Therapie war nicht erfolgreich. Die Serum-Harnsäurewerte lagen oberhalb von 8 mg/dl. Die Patienten erhielten Pegloticase alle zwei oder vier Wochen oder Placebo infundiert.
Den primären Endpunkt - einen Serum-Harnsäurewert unter 6 mg/dl nach drei und sechs Monaten - erreichten insgesamt 42 Prozent der Patienten mit zweiwöchiger Infusion, 35 Prozent mit vierwöchiger Verumgabe und kein Patient mit Placebo (gepoolte Daten).
Den sekundären Endpunkt - Verschwinden eines oder mehrerer Gichttophi - erreichten 40 und 21 Prozent der Patienten in den Pegloticase-Gruppen sowie 7 Prozent unter Placebo.
Allerdings bildeten 89 Prozent der mit Pegloticase behandelten Patienten Antikörper gegen das Enzym. Aber: Nur bei jedem dritten Patienten war der Antikörpertiter so hoch, dass damit der Verlust der Harnsäuresenkung einherging.
Patienten mit hohen Antikörpertitern (über 1:2430) zeigten zu 60 Prozent Infusionsreaktionen, bei niedrigeren Titern war das nur bei 19 Prozent so.
Das Ungleichgewicht bei kardiovaskulären Ereignissen zwischen den Pegloticase-Gruppen und der Placebo-Gruppe unterstreiche, dass Patienten für die Enzymtherapie sorgfältig ausgewählt werden müssen, so die Autoren.
Alle Patienten mit schweren kardiovaskulären Ereignissen hatten Risikofaktoren oder bereits vorangegangene Ereignisse. Die Kreislaufsituation müsse überwacht und stabilisiert werden.