Kräfte sammeln

Training mit Gymnastikball hilft bei Rheuma

Gesunde Ernährung und körperliche Bewegung halten Patienten mit rheumatischen Erkrankungen fit. Das gilt für Morbus Bechterew und Rheumatoide Arthritis, aber auch für Patienten mit Arthrose.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Gymnastikball-Training hat Einfluss auf die Gesamt-Fitness - auch bei Bechterew-Patienten.

Gymnastikball-Training hat Einfluss auf die Gesamt-Fitness - auch bei Bechterew-Patienten.

© Robert Kneschke/fotolia.com

MADRID. Patienten mit Morbus Bechterew wird von den meisten Rheumatologen heute eine gewisse sportliche Betätigung empfohlen. Es gibt sogar Sportgruppen speziell für diese Patienten, nicht selten Volleyballgruppen.

Beim europäischen Rheumatologenkongress in Madrid war jetzt eine andere Art der sportlichen Betätigung Thema: In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurden Effektivität und Sicherheit eines Trainingsprogramms mit dem Gymnastikball evaluiert.

60 Studienteilnehmer

Insgesamt nahmen 60 Bechterew-Patienten teil. 30 Patienten absolvierten zweimal die Woche 8 Übungen auf dem Gymnastikball, unter anderem Bauchmuskeltraining und Rudertraining. Dabei wurden Gewichte eingesetzt, um unterschiedliche Muskelpartien gezielt zu kräftigen.

Insgesamt lief das Programm über 16 Wochen. Alle vier Wochen wurden die Gewichte erhöht. In der Kontrollgruppe erfolgte kein spezifisches Training. Alle Studienteilnehmer sollten ihren normalen Alltag absolvieren, inklusive Einnahme der jeweiligen Medikamente.

Durch das Training legte die Interventionsgruppe erwartungsgemäß signifikant stärker an Kraft zu als die Kontrollgruppe.

Das Training hatte aber auch Einfluss auf die Gesamt-Fitness: So kam es im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer hoch signifikanten Verbesserung beim 6-Minuten-Gehtest.

Und die Gesamtzufriedenheit mit der Behandlung war ebenfalls hoch signifikant höher. "Die Studie zeigt, dass ein progressives Muskeltraining mit Gymnastikball den Patienten nützt, ohne dass negative Effekte auf die Krankheitsaktivität auftreten", sagte Studienleiter Marcelo de Souza von der Universität Sao Paulo, Brasilien.

Damit gebe jetzt auch für Bechterew-Patienten, die sich keiner Sportgruppe anschließen können oder wollen, eine validierte Trainingsoption.

Diät nutzt Arthrose-Patienten

Auch bei der Rheumatoiden Arthritis (RA) wird körperliches Training heute generell empfohlen. "Die Mehrheit der RA-Patienten betätigt sich derzeit aber noch nicht in ausreichendem Maße", sagte Asa Revenäs vom Karolinska Institut in Stockholm.

 Um das zu verbessern, entwickeln die schwedischen Wissenschaftler gerade zusammen mit einer Fokusgruppe aus 26 RA-Patienten einen Anforderungskatalog für RA-spezifische Online-Motivationsprogramme.

Das Thema Ernährung und Rheuma wird demgegenüber bisher noch weit weniger wissenschaftlich bearbeitet. "Es gibt fast keine qualitativ hochwertigen Studien", sagte Marian Hannan vom Institute for Ageing Research der Universität Boston.

Das gilt insbesondere für die Arthrose. Als erwiesen könne lediglich gelten, dass eine Diät, die zur Gewichtsreduktion führt, den Arthrose-Patienten nutzt.

Rotes Fleisch schädlich bei Rheuma?

Gezeigt wurde das in der ADAPT-Studie, in der ein diätetisch erreichter Gewichtsverlust von 5 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht nur die Gelenkschmerzen verringerte, sondern auch die Serumkonzentrationen von Entzündungszytokinen wie CRP, IL-6 und TNF-alfa verbesserte.

Zu spezifischen Nährstoffen oder Nahrungsbestandteilen gibt es bisher dagegen keine belastbaren Aussagen.

Teilweise auch von Ärzten verbreitete Thesen, wonach rotes Fleisch, Zucker oder Nachtschattengewächse den Arthroseschmerz verstärkten, wohingegen Fischöl, Ingwer oder Knoblauch eher helfen, seien allesamt unbewiesen.

Zumindest in einem Punkt gibt es bald etwas mehr Klarheit: Die von Forschern der Universität Zürich koordinierte, randomisiert-kontrollierte DO-HEALTH-Studie zum Nutzen von Vitamin D bei älteren Menschen analysiert neben anderen Endpunkten auch den Einfluss des Vitamins auf die Kniearthrose.

Die Studie begann allerdings erst vor sechs Monaten.

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