Ansteckende Ängste

Hinter chronischen Bauchschmerzen bei Kindern steckt oft eine Angststörung mit langfristig negativen Folgen. Eine klare Differenzierung dieser Störungen ermöglicht eine erfolgreiche Behandlung, schon bei sehr kleinen Kindern.

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Mit dem Kind zum Arzt: das kann bei Ängsten helfen.

Mit dem Kind zum Arzt: das kann bei Ängsten helfen.

© Mathias Ernert

FRANKFURT/MAIN (eb). Bei Kindern mit diffusen und komplexen Ängsten sind durch das Weiterentwickeln von Entstehungsmodellen jetzt rasche Therapie-Erfolge möglich - selbst bei sehr kleinen Kindern, teilt die Frankfurter Klinikallianz mit.

Fünf bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland haben Angststörungen, die sich primär körperlich ausdrücken.

Besonders häufig sind sie bei Schulkindern: Der WHO zufolge hat jeder fünfte Schüler in Deutschland psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen.

Gründe: Leistungsdruck, Angst vor Mitschülern oder Lehrern oder Trennungsängste. Unbehandelt können sie Folgen wie schwere Depressionen oder soziale Phobien haben.

Sind auch die Eltern psychosomatisch erkrankt, ist eine wechselseitige Verstärkung möglich. Haben sie eine Angststörung, kann das die Angst der Kinder durch Modelllernen oder zu große Fürsorge verstärken.

Sie nehmen sich die Eltern als Symptomvorbild, weshalb die transgenerationelle Weitergabe von Traumen, Ängsten und unerledigten Entwicklungsaufgaben eine große Rolle spielt.

Relevant sind auch Ausscheidungsstörungen, da hier eine komplexe Interaktion mit psychischen Störungen vorliegt. So gehören einnässende Kinder zu den häufigsten Patienten in den Sprechstunden der Kinderurologie.

Mit den Ängsteb konfrontieren

Die Aufdeckung der Ursachen erfordert dann interdisziplinäre Kompetenz, etwa von Pädiatrie, Kinderurologie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie.

In der Therapie haben individuelle Modelle die ineffektive Spieltherapie abgelöst. Sie bestehen meist aus einer Kombination von kognitiver Verhaltens- und Expositionstherapie.

In der kognitiven Arbeit lernen die Kinder, ihre Angst zu verstehen, je nach Alter mit Bildern und Büchern, die sie für Vermeidungsstrategien und das Überbewerten körperlicher Empfindungen sensibilisieren.

Die Expositionstherapie konfrontiert die Kinder mit ihren Ängsten. In Rollenspielen üben sie etwa das In-die-Schule-Gehen, angsteinflößende Situationen werden nachgestellt.

Liegen parallel eine psychische und eine Ausscheidungsstörung vor, werden beide getrennt behandelt; die psychische Störung zuerst. Gut belegt ist die Evidenz einer Verhaltenstherapie für oppositionelle Störungen - Trotzreaktionen wie Einnässen und Einkoten - sowie für Ausscheidungsstörungen.

Dissoziative Störungen erscheinen häufig primär als neurologische Krankheiten, etwa mit motorischen Ausfällen.

Daher sind die Patienten und ihre Eltern meist überzeugt, dass körperliche Ursachen vorliegen, obwohl die organischen Untersuchungen unauffällige Befunde erbrachten.

Da sie sehr häufig chronisch verlaufen, ist eine frühe interdisziplinäre Abklärung sowie störungsspezifische Behandlung wesentlich.

Die Frankfurter Klinikallianz stellt kinderpsychiatrische Themen mit Praxisbeispielen in einer Infoveranstaltung vor: Mittwoch, 27.6.2012, 18:30 Uhr, Theaterhaus Kindertheater - Jugendtheater, Schützenstraße 12, 60311 Frankfurt

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