Harninkontinenz: Therapie an Nebenwirkungen ausrichten
Die zur Therapie bei Dranginkontinenz verwendeten Arzneimittel unterscheiden sich von ihrer Wirksamkeit her kaum, hat eine Analyse ergeben.
Veröffentlicht:MINNEAPOLIS. Bei Dranginkontinenz sollten Ärzte die Therapie vor allem am Nebenwirkungsprofil ausrichten, denn die Unterschiede in der Wirksamkeit der einzelnen Präparate sind eher gering, so das Ergebnis einer großen Analyse.
Was ist die beste medikamentöse Therapie bei Dranginkontinenz? Dieser Frage sind Ärzte um Dr. Tatyana Shamliyan von der University of Minnesota in Minneapolis nachgegangen (Ann Intern Med 2012, online am 9. April).
In einer Metaanalyse schauten sie sich die Ergebnisse von 94 placebokontrollierten Studien genauer an. Besonderen Wert legten die Wissenschaftler dabei auf die Kontinenzraten sowie auf die Verträglichkeit der jeweiligen Therapien.
Trockener Mund häufigste Nebenwirkung
Insgesamt wurden 13 Prozent der mit Fesoterodin behandelten Frauen wieder kontinent, 11,4 Prozent waren es jeweils mit Oxybutynin und Trospiumchlorid, 10,7 Prozent mit Solifenacin und 8,5 Prozent mit Tolterodin - allerdings sind diese Zahlen nicht direkt vergleichbar, da in den Studien unterschiedliche Patientengruppen behandelt wurden.
In 21 Studien wurden jedoch auch Medikamente direkt verglichen. Dabei war Fesoterodin etwas effektiver als Tolterodin bei den Kontinenzraten und bei der Symptomlinderung.
Allerdings kam es unter Fesoterodin auch häufiger zu Therapieabbrüchen als mit Tolterodin oder Oxybutynin. In den Vergleichsstudien war zudem Trospiumchlorid wirksamer als Oxybutynin, und mit Solifenacin war die Kontinenzrate höher als mit Tolterodin.
Über alle Studien gemittelt waren die Abbruchraten aufgrund von Nebenwirkungen mit Oxybutynin am höchsten (6,3 Prozent), gefolgt von Fesoterodin (3,1 Prozent), Trospiumchlorid (1,8 Prozent) und Solifenacin (1,3 Prozent ).
Die häufigste Nebenwirkung war Mundtrockenheit, dazu kam es am häufigsten bei einer Therapie mit Oxybutynin.
Medikamente wirksam
Das Fazit der Autoren: Die Medikamente waren alle deutlich wirksamer als Placebo, die Unterschiede bei der Wirksamkeit der einzelnen Präparate aber eher gering, sodass für eine Therapieentscheidung vor allem das Nebenwirkungsprofil relevant ist.
Das Team um Shamliyan gibt zu bedenken, dass die meisten der kontrollierten Studien nur zwei bis drei Monate dauerten und es insgesamt wenig Angaben gab, ob und wie stark sich die Lebensqualität der Frauen durch die Therapie verbesserte.
Analysen zum Langzeitgebrauch von Medikamenten gegen Harninkontinenz hätten ergeben, dass mehr als die Hälfte der behandelten Frauen nach einem Jahr die Therapie abgesetzt hatte.
Auch hätten offene Studien deutlich höhere Abbruchraten gezeigt als placebokontrollierte Studien, was daran liegen könnte, dass die im Praxisalltag übliche Polypharmazie die Nebenwirkungen noch verstärkt.
Quelle: www.springermedizin.de