Nierenfunktion
Neue Formel für Senioren
Wenn Ärzte die Nierenfunktion bei alten Menschen bestimmen wollen, können sie sich nicht auf die Standard-Formeln verlassen - vor allem der Serum-Kreatininwert ist störanfällig. Jetzt hat die Charité eine neue Formel erarbeitet - mit einem neuen Marker.
Veröffentlicht:BERLIN (EO). Standard-Formeln zur Bestimmung der Nierenfunktion sind bei alten Menschen unzuverlässig. Ein Team der Charité hat eine neue Formel vorgelegt, mit der sich die Nierenfunktion ab 70 Jahren besser einschätzen lässt.
Üblicherweise wird die Nierenfunktion über die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) mit dem Kreatininwert bestimmt.
Dies sei im Alter aber ein sehr störanfälliger Marker, so die Charité in einer Mitteilung. Veränderte Muskelmasse und chronische Krankheiten wie Diabetes beeinflussen den Serum-Kreatininwert.
Die neue BIS2-Formel* enthält außer Kreatinin auch den Marker Cystatin C, welches besonders im Alter für die Schätzung der Nierenfunktion geeigneter erscheint, so Dr. Elke Schäffner von der Charité.
Diagnostik könnte teurer werden
Das Team um die Nephrologin hatte mit dem i.v.-Kontrastmittel Iohexol die exakte GFR von 570 Patienten ab 70 Jahren ermittelt (ein Viertel mit Diabetes, drei Viertel mit Hypertonie, ein Drittel mit Übergewicht).
Der GFR-Standard wurde dann mit den Werten der BIS2-Formel, der MDRD-, der Cockcroft-Gault- und der CKD-EPI-Formel verglichen. Im Schnitt lag die GFR (mGFR) bei 60,3 ml/ min/1,73 m2 (Ann Intern Med 2012; 157: 471).
Mit MDRD und Cockcroft-Gault wurden 23 Prozent einem falschen Stadium zugeordnet, mit CKD-EPI 20 Prozent, mit der neuen BIS2-Formel aber im Vergleich nur 12 Prozent.
Die Einbeziehung von Cystatin C als Marker für die GFR macht die Diagnostik allerdings deutlich teurer.
*Berlin Initiative Study (BIS2): GFR = 767 x Cystatin C -0,61 x Kreatinin-0,40 x Alter-0,57 (x 0,87, falls weiblich).
Quelle: www.springermedizin.de