Probleme beim Wasserlassen - schlechtes Omen für Herz und Hirn
Männer, die Prostataprobleme haben, sind besonders gefährdet für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das zeigt eine österreichische Studie.
Veröffentlicht:WIEN. Der Penis, oder vielmehr seine Fähigkeit zu erigieren, sagt bekanntlich viel über den Zustand der Gefäße im Allgemeinen aus: Ist es um seine Standhaftigkeit nicht gut bestellt, dann ist ein Herzinfarkt oder Schlaganfall oft nicht mehr weit. Patienten mit erektiler Dysfunktion auf Herz und Nieren zu prüfen, ist daher ein Muss.
Einen ähnlichen Zusammenhang haben nun Wiener Urologen für Prostata-Beschwerden aufgespürt: Probleme beim Wasserlassen sind offenbar ein ähnlich schlechtes Omen für Herz und Hirn wie eine nachlassende Manneskraft.
Studie über sechs Jahre
In ihrer Studie hatte die Arbeitsgruppe um Dr. Clemens Wehrberger vom Donauspital in Wien knapp 2100 Männer über einen Zeitraum von sechs Jahren hinweg untersucht (Urology 2011; 78: 1063-1067). Alle Männer hatten an einem Gesundheitscheck teilgenommen und waren zu Beginn frei von kardiovaskulären Erkrankungen.
Mithilfe der Prostata-Symptomskala IPSS (Internationaler Prostata Symptom Score) bestimmten die Ärzte zunächst die Beschwerden des unteren Harntrakts, parallel dazu schauten sie nach kardiovaskulären Risikofaktoren und errechneten per Framingham-Score das Zehnjahresrisiko für eine KHK oder einen Schlaganfall.
Dieses Risiko war bei Männern mit starken Beschwerden fast doppelt so hoch wie bei solchen mit geringen oder keinen Prostata-Symptomen (15,9 versus 8,8 Prozent für KHK, 11,7 versus 6,9 Prozent für Schlaganfall).
Als stark gelten Prostatabeschwerden bei einem IPSS-Wert über 20 Punkten, als schwach bei einem Wert unter 8 Punkten. Der Zusammenhang bestand auch dann noch, wenn Alter, Diabetes und Dyslipidämie berücksichtigt wurden: Selbst dann war bei starken Prostata-Beschwerden das KHK-Risiko noch um 28 Prozent, das Schlaganfallrisiko sogar um 66 Prozent erhöht.
Vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herz- und Hirninfarkte
Im Laufe der Studie konnten die Urologen nun feststellen, dass das Risiko nicht nur auf dem Papier bestand, sondern auch in der Realität: Nur etwa 4 Prozent der Männer mit geringen, keinen oder mäßigen Prostatasymptomen erlitten ein kardiovaskuläres Ereignis, jedoch knapp 30 Prozent der Männer mit starken Problemen.
Auch unter Berücksichtigung von Alter und kardiovaskulären Risikofaktoren ließ sich für solche Männer eine knapp vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herz- und Hirninfarkte berechnen.
Ein Manko in der Studie war allerdings der geringe Anteil von Männern mit schweren Prostataproblemen: Er lag nur bei etwa einem Prozent. Dennoch erreichten die Ergebnisse statistische Signifikanz.
Die Wiener Urologen vermuten, dass starke Prostataprobleme selbst zwar kein Risikofaktor für KHK und Schlaganfall darstellen, aber schon frühzeitig auf eine Gefahr für Herz und Hirn hinweisen. Möglicherweise werden die Symptome durch Störungen im autonomen Nervensystem verstärkt, was beim metabolischen Syndrom der Fall sein kann.
Auch eine reduzierte Stickstoffmonoxid-Freisetzung in den Blutgefäßen könnte das Wasserlassen erschweren und somit, ähnlich wie bei erektiler Dysfunktion, indirekt auf die Atherosklerose verweisen.