Bei Brustkrebsgen gilt: Nicht verzweifeln, sondern handeln
Frauen mit Hochrisiko-Genen für Brustkrebs brauchen ein intensiviertes Früherkennungsprogramm mit Sonografie und MRT ab dem 25. Lebensjahr. Optionen für Betroffene sind auch die prophylaktische Entfernung der Brüste und Eierstöcke sowie eine Vorbeugung mit Medikamenten.
NEU-ISENBURG (bd/ikr). Etwa fünf Prozent aller Patientinnen mit Brustkrebs sind Trägerinnen eines Hochrisikogens für Brustkrebs (BRCA1, BRCA2). Bei den betroffenen Frauen beträgt das Risiko, im Laufe des Lebens an dem Tumor zu erkranken, 60 bis 80 Prozent.
Und das Risiko für ein Ovaria-Ca liegt zwischen 20 und 40 Prozent. Ähnlich hoch ist auch das Risiko für Trägerinnen des neu entdeckten Gens RAD51C, das wegen seiner hohen Penetranz als BRCA3 bezeichnet wird.
Gentest abhängig von Risikokonstellation in Familie
Ob bei einer Frau ein Gentest angezeigt ist, hängt von klar definierten Risikokonstellationen innerhalb einer Familie ab, sagte Professor Rita Schmutzler von der Universitäts-Frauenklinik in Köln zur "Ärzte Zeitung".
Er sollte möglichst bei einer bereits erkrankten Person in einem der zwölf Spezialzentren des Deutschen Konsortiums für familiären Brust- und Eierstockkrebs gemacht werden. Vor dem Test und bei der Befundmitteilung sollte eine ausführliche interdisziplinäre Beratung mit Humangenetikern, Gynäkologen und gegebenenfalls Psychologen an den Zentren stattfinden.
Sonografie und MRT ab einem Alter von 25 Jahren
Und die verschiedenen präventiven Optionen sollten abgewogen werden. Dazu gehört ein intensiviertes Früherkennungsprogramm (FEP). Es umfasst außer der regelmäßigen Tastuntersuchung die Untersuchung mit bildgebenden Verfahren.
Dazu zählen die halbjährliche Mammasonografie sowie jährliche Mammografie und MRT. Sonografie und MRT werden ab dem 25., Mammografie ab dem 30. Lebensjahr angeboten.
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Eine weitere Option für Frauen mit Genmutation ist die chirurgische Prophylaxe: Studien belegen, dass sich durch Salpingo-Oophorektomie das Risiko für Eierstockkrebs um bis zu 96 Prozent senken lässt.
Schmutzler rät zur kompletten SalpingoOophorektomie (inklusive beider Tuben), denn es sei ein Irrglaube, dass mit vaginalem Ultraschall plus Tumormarker CA-125 eine Früherkennung möglich sei. Mittlerweile machen 80 Prozent der in den Zentren betreuten Frauen von dieser chirurgischen Prophylaxe Gebrauch.
Die beidseitige Mastektomie reduziert Studien zufolge das Brustkrebsrisiko um über 95 Prozent. Dem minimalen Restrisiko und damit der reduzierten Krebsangst steht die Störung des Körperbildes durch den Verlust beider Brüste gegenüber.
Effektiv ist auch die Chemoprävention
Wichtig ist laut Schmutzler eine eingehende Abwägung des Erkrankungsrisikos und der Vor- und Nachteile mit der Patientin sowie das Angebot des simultanen Wiederaufbaus der Brust. Jede fünfte Frau mit Genmutation macht in Deutschland von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Effektiv ist auch die Chemoprävention. In den USA zur Primärprävention von Brustkrebs zugelassen sind das Antiöstrogen Tamoxifen und der selektive Östrogen-Rezeptor-Modulator Raloxifen. Auch eine Studie zu dem Aromatasehemmer Exemestan ist vor kurzem erfolgreich verlaufen, was die Primärprävention von Brustkrebs betrifft.
Mehr Infos zu spezialisierten Zentren: www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html