Viele Menschen glotzen sich zu Tode

Wer täglich mehr als drei Stunden fernsieht, wird anfälliger für zwei bestimmte Erkrankungen und erhöht sein Sterberisiko. Das haben US-Forscher in einer Studie herausgefunden.

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Jeder Europäer verbringt im Mittel drei bis vier Stunden vor dem Fernseher, bei US-Bürgern sind es sogar fünf, behaupten die Forscher.

Jeder Europäer verbringt im Mittel drei bis vier Stunden vor dem Fernseher, bei US-Bürgern sind es sogar fünf, behaupten die Forscher.

© blickwinkel / imago

BOSTON (eis). "Schauen Sie höchstens zwei Stunden Fernsehen am Tag!" Dieser Rat ist zur Prävention von Diabetes und KHK gut geeignet und ergänzt Appelle zu mehr Bewegung und gesunder Kost, wie US-Forscher aus Studiendaten schließen.

Die Wissenschaftler der Harvard School of Public Health in Boston haben in einer Metaanalyse Daten von acht großen prospektiven Studien aus den USA, Europa und Australien zum Thema ausgewertet (JAMA 2011, 305: 2448).

Bei täglich mehr als zwei Stunden TV-Konsum stieg danach das Risiko für Typ-2-Diabetes und KHK an, nach mehr als drei Stunden erhöhte sich auch das Sterberisiko: pro zwei Stunden zusätzlichem Fernseh-Konsum war im Vergleich zu Menschen ohne diesen Konsum das Risiko für Typ-2-Diabetes um 20 Prozent erhöht, das für KHK um 15 Prozent und das für vorzeitigen Tod um 13 Prozent.

Jede zwei Stunden zusätzlicher Konsum schaden erheblich

Jede zwei Stunden zusätzlichem Konsum verursachen danach pro 100.000 Einwohner und Jahr 176 zusätzliche Fälle von Typ-2-Diabetes, 38 KHK-Sterbefälle und 104 weitere zusätzliche Sterbefälle, so die Forscher.

Jeder Europäer verbringt im Mittel drei bis vier Stunden vor dem Fernseher, bei US-Bürgern sind es sogar fünf, so die Forscher. Dies fördere nicht nur den Bewegungsmangel, sondern auch den Konsum ungesunder Lebensmittel wie Chips, zuckriger Softdrinks und Alkohol, die zudem im Fernsehen oft beworben werden.

Auch könne Fernsehen zum Rauchen animieren. Ob auch stundenlange Computerspiele oder andere neue Medien die Risiken für chronische Krankheiten erhöhen, soll nun auch erforscht werden.

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 21.06.201114:11 Uhr

Klotzen statt Glotzen

Bravo, Dr. Schätzler für Ihre Aufklärung!
Natürlich werden Sie zustimmen, daß wiederum nach den USA auch bei uns in D die Glotz-"Seuche" (altd. Sucht/Sieche) ein anti-kreatives und manchmal auch gesundheitliches Problem geworden ist.
Das Phänomen, daß unsere Frauen mehr lesen, wohingegen wir Männer öfters vor der "Glotze" hängen ist schon interessant. Das zeigt sich z.B. beim Besuch eines Bücher-Tempels wie "Hugendubel" u.a.
Zum mehr oder weniger informativen oder auch nur unterhaltsamen Fernsehen kommen ja auch noch die Stunden am PC und vor dessen "Scheibe" hinzu. Das macht schon eine ganze Menge an virtuellem (Über-)Konsum bei entsprechendem Bewegungsmangel aus! Dr. Horst Grünwoldt aus Rostock

Dr. Thomas Georg Schätzler 20.06.201118:55 Uhr

Publish or perish -Veröffentliche oder verrecke

Nicht: "Viele Menschen glotzen sich zu Tode", sondern wenn Menschen krankheits- oder altersbedingt auf das Sterben zugehen, sehen sie mehr TV als ihre gesünderen und jüngeren Vergleichsgruppen, die eher noch mal vor die Tür kommen. Die Dauer des Fernsehkonsums ist ein möglicher Indikator für die krankheitsbedingte Mobilitätseinschränkung, aber kein valider, kausaler Parameter für Morbidität und Mortalität. Unsere Patienten sterben nicht, w e i l sie fernsehen, sondern w ä h r e n d der Fernseher läuft! Insofern ist die Assoziation der JAMA-Autoren spekulativ und fiktiv.


Der österreichisch-britische Philosoph Ludwig Josef Johann Wittgenstein (* 26.4.1889 Wien; † 29.4.1951 Cambridge) würde im Grab rotieren, wenn er diesen unlogischen Aufsatz lesen müsste. ''Context: Prolonged television (TV) viewing is the most prevalent and pervasive sedentary behavior in industrialized countries and has been associated with morbidity and mortality. However, a systematic and quantitative assessment of published studies is not available.'' Die Autoren sagen selbst, was sie nicht zu verstehen imstande sind. Ein Assessment ist nicht verfügbar, weil es nicht existiert.

“A complex can only be given by its description, and this will either be right or wrong. The proposition in which there is mention of a complex, if this does not exist, becomes not nonsense but simply false”. „Der Komplex kann nur durch seine Beschreibung gegeben sein, und diese wird stimmen oder nicht stimmen. Der Satz, in welchem von einem Komplex die Rede ist, wird, wenn dieser nicht existiert, nicht unsinnig, sondern einfach falsch sein“. (Ludwig Wittgenstein Tractatus Logico-Philosophicus, 1922, Rotledge and Kegan Paul, London 1922, ISBN 0710009623; derselbe: 1963, Suhrkamp, Frankfurt/M, ISBN 978518100127).

Diese Publikation im renommierten JAMA ist nur mit dem derzeit grassierenden, undifferenzierten Veröffentlichungswahn zu erklären.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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