Tissue Engineering
Neue Blutgefäße aus abgesaugtem Fett
US-Forscher suchen derzeit nach Möglichkeiten, aus adulten Stammzellen neue Blutgefäße im Labor zu züchten. Als "Rohmaterial" dient ihnen dabei per Absaugung gewonnenes Fettgewebe.
Veröffentlicht:NEW ORLEANS (ob). Speziell gezüchtet Blutgefäße aus dem biologischen Ersatzteillager - auf dieses Ziel arbeiten weltweit Forscher auf dem Gebiet des "Tissue Engineering" hin.
Dabei geht es grundsätzlich um die Züchtung von biologischem Gewebe durch zielgerichtete Kultivierung von zuvor entnommenen Zellen, um so unter anderem Ersatzgefäße für koronarkranke Patienten zu schaffen.
Einer Arbeitsgruppe um Professor Matthias Nollert von der University of Oklahoma in Norman geht es vor allem darum, die Versorgung von bypassoperierten Patienten durch Züchtung von kleinkalibrigen Transplantatgefäßen zur Überbrückung von Koronarstenosen zu verbessern.
Ergebnisse ihrer Forschung hat die Gruppe jüngst beim Kongress "Basic Cardiovascular Sciences" der American Heart Association (AHA) in New Orleans vorgestellt.
Bei nicht wenigen KHK-Patienten, die einer Bypass-Operation bedürfen, sind körpereigene Gefäße als Bypässe nicht geeignet, erinnert der Leiter der Gruppe, Professor Matthias Nollert, in einer AHA-Pressemitteilung. Ein Ausweg könnte hier die Schaffung biologischer Ersatzgefäße aus körpereigenen Zellen sein.
Bei deren Herstellung geht die Gruppe Nollerts eigene Wege. Ihr Ausgangsmaterial für die Gefäßzüchtung im Labor ist nämlich Fettgewebe, das - wie in der Schönheitschirurgie täglich praktiziert - per Fettabsaugung gewonnen wird.
Für die Forscher sind allerdings nicht die Fettzellen von Interesse. Wichtig für sie sind im gut vaskularisierten Fettgewebe vielmehr besondere Stammzellen, die sich im Labor zu glatten Gefäßmuskelzellen differenzieren lassen.
Als strukturelles Stützgerüst für die zu schaffenden Gefäße dient den Forschern eine hauchdünne zellfreie Kollagen-Membran, auf die die Gefäßmuskelzellen dann "ausgesät" werden.
Der so geschaffene "Zellrasen" wird dann in Röhrchen gerollt, deren Größe dem gewünschten Gefäßdurchmesser angepasst ist. Der ganze Prozess nimmt etwa drei bis vier Wochen Zeit in Anspruch.
Noch ist einiges zu tun, gesteht Nollert. Vor allem in puncto Festigkeit des Gefäßgewebes, das im Körper der Belastung durch hohe Blutdruckspitzen widerstehen muss, scheint noch Verbesserungsbedarf zu bestehen.
Die Gruppe hofft, schon in nächster Zeit mit einem Prototyp des neuen Blutgefäßes in die tierexperimentelle Testphase gehen zu können.