Wie betrunken jemand ist

"Alkoholfahne" kann Aufschluss geben

Wie stark jemand alkoholisiert ist, lässt sich durchaus aus seiner "Alkoholfahne" herausriechen, zeigt eine Hamburger Untersuchung. Doch das gelingt nur geschulten Nasen.

Katharina GrzegorekVon Katharina Grzegorek Veröffentlicht:
An Karneval wird der Alkohol wieder fließen.

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© Picture-Factory / fotolia.com

HAMBURG. Autofahrer und Straftäter, die schon von Weitem nach Alkohol riechen, machen sich verdächtig. Doch lässt eine ausgeprägte "Fahne" auch auf eine stärkere Alkoholisierung schließen?

Dem gingen Rechtsmediziner um Professor Jan Peter Sperhake vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf den Grund.

Schließlich kann die Wahrnehmung von Alkoholgeruch in der Atemluft durch Polizei oder andere Zeugen große Bedeutung für ein Gerichtsverfahren haben, vor allem dann, wenn weder eine Blutprobe noch ein Atemalkoholtest vorliegen.

In einem Trinkversuch stellten die Rechtsmediziner daher 15 trinkende Probanden ("Trinker"; Bier, Wein oder Wodka) 16 riechenden Probanden ("Rater"; acht Laien, acht Experten aus dem Blutentnahmedienst) gegenüber.

Die Trinker mussten sich mit jeweils unterschiedlichen Getränken verschiedene Zielkonzentrationen antrinken oder blieben ganz nüchtern (0,0-0,3-0,5-0,8-1,1 Promille), schreiben die Autoren in einem Abstract zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (Rechtsmedizin 2015; 25: 379).

Wie intensiv war die Fahne?

Nun mussten die Rater in einer geblindeten Versuchsanordnung jeweils eine Atemprobe der Trinker im Hinblick auf die Intensität des Alkoholgeruches einschätzen.

Sie gaben an, ob sie den Alkoholgeruch nicht wahrnehmen oder ob die Trinker minimal, schwach, mittel oder stark nach Alkohol rochen.

Die Reihenfolge der Zuordnung Trinker zu Rater erfolgte dabei randomisiert. Jeder Rater musste aber im Rahmen des Versuches jeden Trinker einmal testen, was 240 Einzeltestungen ergab.

Das Ergebnis: Die nüchtern gebliebenen Probanden wurden in 30 von 48 Testungen (62,5 Prozent) zutreffend als nüchtern erkannt, schreiben die Autoren.

In 18 Fällen seien bei 0,00 Promille die Wahrnehmung von Alkoholgeruch angegeben worden. Bei 22 von 192 Testungen (11,5 Prozent) haben die "Rater" kein Alkoholgeruch wahrgenommen, obwohl der Proband alkoholisiert war.

Nur für geübte Nasen

Dabei machte es allerdings einen Unterschied, ob ein Experte oder Laie die Fahne bewertete: Laien seien demnach kaum in der Lage gewesen, Alkoholisierungsgrade richtig einzuschätzen. Weibliche Laien schätzten den Alkoholisierungsgrad zudem signifikant höher als männliche.

Experten hingegen erkannten, unabhängig von ihrem Geschlecht, recht zuverlässig das Vorhandensein von Konzentrationsunterschieden, wobei auch sie Alkoholisierungsgrade tendenziell zu niedrig einschätzten.

Ob nun aber Bier, Wein oder Wodka getrunken wurde, hatte den Autoren zufolge keinen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung der Probanden.

Das Fazit der Rechtsmediziner: "Die Wahrnehmung der Alkoholfahne ist ein grundsätzlich unzuverlässiger Hinweis auf die Stärke der Alkoholisierung im niedrigen bis mittleren Promillebereich.

Nicht selten würde ein nüchterner Proband als alkoholisiert eingeschätzt, während alkoholisierte Probanden als nüchtern wahrgenommen worden seine.

Laien tun sich schwer

Laien seien dabei offenbar kaum in der Lage, die Alkoholisierung von Personen anhand der Alkoholfahne zutreffend einzuordnen. Dennoch zeige das signifikant bessere Abschneiden der Experten unter den Ratern, dass die Fähigkeit Konzentrationsunterschiede "herauszuriechen", trainierbar sein könnte.

Offenbar könne sich die Höhe der Alkoholisierung durchaus im Geruch der Ausatemluft bemerkbar machen; die Unterschiede der unterschiedlichen Atemalkoholkonzentrationen seien jedoch wohl nicht intensiv genug für ungeübte Nasen, so die Autoren.

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