Personalie Röslers löst gedämpfte Freude in der PKV aus
Die Personalie hat es in sich: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler macht einen führenden Vertreter des PKV-Verbandes zum Abteilungsleiter. Statt Aufatmen sind bei der Privatassekuranz aber auch Molltöne angesagt: Man habe mit Christian Weber einen der Besten verloren.
Veröffentlicht:KÖLN. Er hält die Rede von der Zwei-Klassen-Medizin für ein Schreckgespenst, wettert gegen den Basistarif und ist ein Fan der kapitalgedeckten Vorsorge: Mit Christian Weber besetzt ein überzeugter Vertreter der privaten Krankenversicherung eine der Schlüsselpositionen im Bundesgesundheitsministerium. Minister Philipp Rösler (FDP) macht den bisherigen stellvertretenden Direktor des Verbands der privaten Krankenversicherer (PKV) zum Abteilungsleiter für Grundsatzfragen (wir berichteten).
Schöner könnte es für die PKV nicht kommen, wettert die Opposition. Mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) lag die Branche im Dauerclinch, für Minister Rösler schreibt sie die Grundsatzpapiere selbst - so sieht es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach findet, die Personalentscheidung sei "an Dreistigkeit kaum zu überbieten". Der Bock werde zum Gärtner gemacht, kritisiert die Grünen-Abgeordnete Birgitt Bender.
Weber ist aber viel mehr als ein Verbandsfunktionär, er ist auch Leiter des wissenschaftlichen Instituts der PKV. Der 53-Jährige gilt als exzellenter Kenner des Gesundheitswesens. Rösler hat den Mann denn auch wegen seines Sachverstands geholt, ist Namensvetter Roland Weber vom größten deutschen privaten Krankenversicherer Debeka überzeugt. "Er wird sich schwer tun, etwas für die PKV zu tun, weil er sehr viel kritischer in dieser Position beäugt wird als jeder andere", sagt der Manager.
Auch andere aus der Branche sehen sich durch den neuen Abteilungsleiter nicht wirklich im Vorteil. "Wir haben nichts gewonnen, aber einen der Besten verloren", sagt ein Insider. Christian Weber befürwortet das duale System von privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Seit Mitte der 80er Jahre hat das FDP-Mitglied zwar in unterschiedlichen Funktionen beim PKV-Verband Karriere gemacht. Vorher hat er aber zwei Jahre beim Wissenschaftlichen Institut der AOK gearbeitet.
Anfang der 90er Jahre hatte er sein kurzes Intermezzo als gesundheitspolitischer Referent bei der FDP-Bundestagsfraktion. Ab dem 1. Februar wird sich der Vater einer Tochter mit der geplanten schrittweisen Umstellung der einkommensabhängigen Beiträge für die Krankenkassen auf die Kopfpauschale befassen. Das verspricht spannend zu werden.
Denn die von der Bundesregierung favorisierte Umstellung vom einkommensabhängigen Beitrag für die gesetzlichen Kassen auf Kopfpauschalen gefällt den privaten Krankenversicherern gar nicht. Die Pauschalen könnten so niedrig sein, dass für junge und gesunde Gutverdiener der Wechsel von der Kasse zum Versicherer nicht mehr attraktiv ist.
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