Wenig attraktiv?

ÖGD-Verband warnt vor Ausbluten der Ämter

Gesundheitsämter können immer schwerer Stellen wieder besetzen, warnt der BVÖGD. Grund seien nicht konkurrenzfähige Gehälter.

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BERLIN/MÜNCHEN. Viele Gesundheitsämter sind aufgrund fehlender Ärzte nicht mehr in der Lage, ihren Aufgaben nachzugehen, warnt der Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).

Zentraler Grund für den Ärztemangel ist die schlechte Bezahlung im öffentlichen Gesundheitsdienst, teilte der Verband im Vorfeld seines Jahreskongresses mit, der am Dienstag in München begonnen hat. "Die immer größere Differenz im Gehaltsgefüge" zwischen Ärzten im Krankenhaus und im ÖGD mache die Besetzung offener Stellen "teilweise unmöglich".

Die Gehälter der Ärzte im ÖGD lägen um rund 1000 Euro brutto unter denen der Kollegen in Krankenhäusern – "und dies, obwohl viele Ärzte und Ärztinnen in den Gesundheitsämtern über Facharztanerkennungen in mehr als einem Fachgebiet verfügen", so der BVÖGD.

Bei der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) stoße der Verband auf taube Ohren, klagt Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des BVÖGD. Nach Darstellung des Verbands ist die Zahl der Ärzte in den Gesundheitsämtern in den vergangenen 20 Jahren um etwa ein Drittel gesunken. Ende vergangenen Jahres waren etwa 2500 Ärzte dort beschäftigt.

Niedergelassene Ärzte monieren, sie müssten zunehmend ÖGD-Aufgaben wie beispielsweise die Impfberatung mit übernehmen. Der Verband zitiert als Beleg Thüringens KV-Chefin Dr. Annette Rommel. "In vielen Kommunen existieren Gesundheitsämter nur noch als formale Hüllen mit wenigen Verwaltungsmitarbeitern", so Rommel. Die KV hat erst Anfang April an Land und Kommunen appelliert, den ÖGD "personell, finanziell und materiell so auszustatten, dass er seine Aufgaben wieder selbst erledigen" kann. So hatte etwa das Bildungsministerium in Thüringen wegen fehlender Amtsärzte per KV-Rundschreiben nach Vertragsärzten gesucht, die die Tauglichkeitsuntersuchungen für die Verbeamtung von Lehrern übernehmen sollten.

Zugleich sehen die ÖGD-Ärzte durch die Novelle des Infektionsschutzgesetzes, das gerade im Bundestag beraten wird, noch mehr Arbeit auf sich zukommen. Hintergrund ist das geplante Deutsche Elektronische Meldesystem für den Infektionsschutz (DEMIS). Der BVÖGD rechnet durch das elektronische Meldesystem sowie durch erweiterte Melde- und Unterrichtungspflichten mit einer "Datenflut" und mit Mehraufwand in den Gesundheitsämtern. (fst)

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