Gröhes Fahrplan

Gesundheitsminister setzt auf IT, Prävention und Früherkennung

Der Bundesgesundheitsminister ist überzeugt, dass in den vergangenen Jahren viel für die Allgemeinmedizin erreicht worden ist. Er sieht Handlungsbedarf auf weiteren Baustellen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich für verstärkte Bemühungen um Präventionsangebote in Bad Segeberg aus.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich für verstärkte Bemühungen um Präventionsangebote in Bad Segeberg aus.

© Dirk Schnack

BAD SEGEBERG. Mehr Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe und Delegation, mehr Gewicht auf Prävention und Früherkennung, stärkere Nutzung von IT – mit diesen Schwerpunkten wird das Gesundheitswesen in Deutschland nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auch künftig bezahlbar bleiben.

"Wenn Du zu spät hilfst, wird es teurer", dies erkennt man nach Beobachtung Gröhes in den USA, wo ein größerer Anteil des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgegeben wird als in Deutschland, obwohl ein deutlich kleinerer Anteil der Bevölkerung einen umfänglichen Krankenversicherungsschutz genießt. Gröhe hält deshalb verstärkte Investitionen in die Prävention für gerechtfertigt.

Bei einer Veranstaltung seiner Partei in Bad Segeberg zählte Gröhe auf, dass das deutsche Gesundheitssystem derzeit hohe Summen etwa für die Behandlung von vermeidbarem Diabetes ausgibt – nur ein Beispiel für Reserven, die bei erfolgreicher Prävention anders genutzt werden könnten.

Landeskinderquote umstritten

Um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegen zu wirken, forderte er eine größere Bereitschaft, auszubilden. Um die Nachfrage nach ärztlichen Leistungen zu befriedigen, hält Gröhe eine moderate Erhöhung der Medizinstudienplätze für angezeigt, insbesondere die Allgemeinmedizin solle weiter gestärkt werden. Eine von Schleswig-Holsteins KV-Chefin in der Veranstaltung ins Gespräch gebrachte Landeskinderquote hält er allerdings für problematisch.

Schliffke war mit Gröhe zwar einer Meinung, dass weiter an einer starken Stellung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen gearbeitet werden muss, verwies zugleich aber auf ein nach ihrer Ansicht bereits eingetretenes Umdenken – im Norden haben die Hochschulen Kiel, Lübeck, Hamburg, Rostock und Greifswald bereits Lehrstühle für Allgemeinmedizin.

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann ging auf die IT-Pläne Gröhes ein und forderte die Politik auf, "Breitband bis in die letzte Praxis, auch auf den Halligen" zu legen. Nur unter dieser Voraussetzung könnten die telematischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, mit denen die Ärzteschaft auf die steigenden Anforderungen reagieren könne. "Telemedizin ist eine Riesenchance, die wir in Schleswig-Holstein nutzen wollen", sagte Bartmann.

Bei Daniel Günther, CDU-Spitzenkandidat für die im Mai anstehende Landtagswahl, rannte er damit offene Türen ein. Günther forderte eine Integration der Telemedizin in die Regelversorgung. Beim Thema Breitband habe das Land die Kommunen bislang aber im Stich gelassen, so Günther. Auch mit der Krankenhausplanung zeigte er sich unzufrieden. Statt den Status Quo zu beschreiben, will er über ein Krankenhausgesetz die Koordination für eine wohnortnahe Versorgung im Land übernehmen.

"Ich bin enttäuscht"

Gar nicht mit Gröhes Aussagen einverstanden zeigte sich ein auf dem Land niedergelassener Allgemeinmediziner. "Ich bin enttäuscht", sagte der Hausarzt. Gröhes Ankündigungen werden nach seiner Ansicht in den kommenden zehn Jahren kaum Fortschritte für die Herausforderungen in den Hausarztpraxen bringen. Gröhe hielt dagegen: "Wir haben viele Wünsche der Allgemeinmediziner erfüllt" – diese reichten von der Aufhebung der Residenzpflicht über die Ermöglichung fachgleicher MVZ bis zur besseren Förderung der Weiterbildung. Seine Aufforderung an den Hausarzt: "Wenn Sie weitere Vorschläge haben, nur zu!"

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