PKV

Kostenexplosion bei HIV-Arzneien

Um fast 75 Prozent sind die Kosten für HIV-Arzneien in der PKV gestiegen - binnen fünf Jahren. Und: Der Anteil der HIV-Patienten in der PKV ist mittlerweile höher als in der Gesamtbevölkerung.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Teure Arzneiversorgung? Je privat versichertem HIV-Patienten stiegen die Arzneiausgaben der PKV um rund 30 Prozent.

Teure Arzneiversorgung? Je privat versichertem HIV-Patienten stiegen die Arzneiausgaben der PKV um rund 30 Prozent.

© C. Silvana / fotolia.com

KÖLN. Für die privaten Krankenversicherer wird die medikamentöse Versorgung von Versicherten, die an HIV erkrankt sind, immer teurer.

Von 2007 bis 2011 erhöhten sich die Ausgaben der Unternehmen für antiretrovirale Medikamente um 74,7 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des wissenschaftlichen Instituts der PKV.

Nur ein Teil der Zunahme ist demnach auf die höhere Zahl der PKV-Versicherten zurückzuführen. Je privat versichertem HIV-Patienten stiegen die Arzneimittelausgaben inklusive der Beihilfe und der Selbstbehalte der Versicherten um 28,3 Prozent.

Dabei schlug der Herstellerrabatt 2011 kostensenkend zu Buche. 2007 bis 2010 betrug der Anstieg 46,5 Prozent.

Je Verordnung zahlte die PKV 843 Euro

Für die Untersuchung "HIV-Infektion in der PKV" haben die Autoren Verena Finkenstädt und Dr. Frank Wild die sogenannte Aids-Statistik des PKV-Verbands herangezogen.

Darüber hinaus haben sie für das Jahr 2011 die ambulanten Arzneimittelverordnungsdaten von zehn PKV-Unternehmen analysiert, die fast 50 Prozent des Marktes repräsentieren. Zwischen 2007 bis 2011 stammen die Daten von vier Unternehmen mit rund 18 Prozent Marktanteil.

Während die Ausgaben für antiretrovirale Medikamente in diesen fünf Jahren um 28,3 Prozent zulegten, sank die Zahl der Verordnungen je HIV-Patient um 4,7 Prozent.

"Der Ausgabenanstieg ist damit vor allem eine Folge der steigenden Arzneimittelausgaben je Verordnung", schreiben Finkenstädt und Wild. Je Verordnung beliefen sich die Kosten auf 627 Euro im Jahr 2007 und auf 843 Euro 2011.

Nach Hochrechnung der Wissenschaftler gaben die PKV-Unternehmen im Jahr 2011 insgesamt 72,7 Millionen Euro für HIV-Arzneimittel aus. "Damit entfallen 2,43 Prozent der Ausgaben für Fertigarzneimittel auf derartige Präparate." Im Untersuchungszeitraum sank die Zahl der neu bekannt gewordenen HIV-Fälle in der PKV um 12 Prozent auf 673.

Anstieg der Infektionen bei Mädchen

Gleichzeitig stieg die Zahl der HIV-infizierten Vollversicherten um 32,9 Prozent auf 7624. Damit waren 2011 von den 50.000 Personen, die nach Angaben des Robert-Koch-Instituts eine antiretrovirale Therapie erhielten, 15,2 Prozent privat krankenversichert.

"Da der Anteil der Privatversicherten an der Gesamtbevölkerung derzeit bei 10,97 Prozent liegt, ergibt sich damit ein deutlich höherer Anteil von HIV-Patienten in der PKV als in der Gesamtbevölkerung."

Die Autoren haben erstmals auch die Alters- und Geschlechtsverteilung betrachtet: Das Männer-Frauen-Verhältnis beträgt im Schnitt 4,5 zu 1. Dabei gibt es große Unterschiede je nach Altersgruppe. Bei den 21- bis 60-Jährigen überwogen die Männer sehr stark.

In der Altersgruppe 41 bis 50 betrug das Verhältnis sogar 10,3 zu 1. Auffällig: Bei den Elf- bis 20-Jährigen waren die Frauen in der Mehrheit. Hier sehen die Autoren Ansatzpunkte für gezielte Präventionsmaßnahmen. "Vor allem bei den jungen Mädchen scheint eine Aufklärung über ihr erhöhtes Risiko angebracht."

Als Herausforderung sehen Finkenstädt und Wild die Zunahme bei der Zahl der älteren HIV-Infizierten. 255 waren zum Untersuchungszeitpunkt älter als 70, 42 älter als 80.

"Mit der steigenden Lebenserwartung von HIV-Infizierten erwachsen auch neue Herausforderungen, zum Beispiel im Zusammenspiel mit der Behandlung von ‚Alterskrankheiten‘ oder im Umgang mit HIV-Infizierten in Pflegeheimen."

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Kommentare
Almut Rosebrock 07.07.201308:05 Uhr

HIV und Politik

Aber der "freie Sex", auch in den Medien "vorgelebt" und propagiert, legale Prostitution, Förderung von Homosexualität und anderen Sexualpraktiken (LBGT) durch "Unterricht" bereits in Schulen (und sogar Kindergärten) haben da natürlich nichts mit zu tun.

Wenn Schranken fallen, hat das Konsequenzen - und in diesem Fall sehr harte - und ziemlich kostspielige! Es lebe die Wirtschaft!

Gut für den Menschen ist vielleicht doch anders?

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