Nachwuchsärzte
PJler in der Rehaklinik
Nicht alltäglich: Das Praktische Jahr teilweise in einer Rehaklinik zu absolvieren. Im schleswig-holsteinischen Bad Malente ist das möglich. Die Resonanz ist gut.
Veröffentlicht:BAD MALENTE. Nicht nur Praxen und Akutkliniken müssen sich frühzeitig um den ärztlichen Nachwuchs kümmern. Auch Rehakliniken intensivieren ihre Bemühungen.
Die Mühlenbergklinik in Bad Malente beschäftigt seit kurzem PJ-Studenten - und beide Seiten sammeln gute Erfahrungen.
"Hier kann ich den Verlauf einer Erkrankung über einen längeren Zeitraum beobachten. Außerdem kann ich das soziale Umfeld des Patienten mit einbeziehen, das kommt in der Akutmedizin manchmal zu kurz", sagt Medizinstudentin Ines Böttcher.
Im Juni begann sie ihr Tertial im Rahmen des PJ in der Inneren Abteilung der Mühlenbergklinik, das sie im Oktober abgeschlossen hat. Sie war die erste PJlerin überhaupt in dem 316 Betten-Haus.
Böttcher betont die familiäre Atmosphäre, die sich nach ihrem Empfinden positiv vom Universitätsbetrieb abhebt.
Überrascht war sie vom hohen bürokratischen Aufwand in der Rehaklinik, den sie aber dennoch in vollem Ausmaß und ohne Kritik erledigt: "Das gehört mit dazu."
Infoveranstaltung in Uni
Auf den ungewöhnlichen Weg des PJ in der Rehaklinik kam sie über einen Vortrag des Ärztlichen Direktors Professor Eike Hoberg, der auf einer Informationsveranstaltung an der Uni Lübeck diese Idee vortrug.
Formal möglich ist das PJ in der Mühlenbergklinik, seit das Haus zu Jahresbeginn als akademisches Lehrkrankenhaus durch die Uni Lübeck anerkannt wurde.
"Durch die Anerkennung haben wir nunmehr stärker als bisher die unmittelbare Gelegenheit, rehabilitationsmedizinisches Fachwissen in die praktische universitäre medizinische Ausbildung einfließen zu lassen", sagt Hoberg.
Ganz uneigennützig ist das Angebot an die PJler nicht: "Damit ist für uns auch ein wichtiger Schritt zur Nachwuchskräftegewinnung getan. Denn wer die Mühlenbergklinik bereits im Rahmen seiner Ausbildung kennengelernt hat, wird zukünftig auch eher eine Tätigkeit in unserer Klinik in Betracht ziehen", sagt Hoberg.
Auch Vorbehalte in der Klinik
An der Klinik gab es vor Dienstbeginn der ersten PJlerin auch Vorbehalte.
"Manche Kollegen haben sich gefragt, ob genügend Zeit für eine Ausbildung vorhanden ist, ob man selbst noch auf dem modernsten Stand ist und was ein PJler eigentlich bei uns lernen will", berichtet der leitende Arzt der Inneren Abteilung, Dr. Friedrich Schroeder.
Alle Vorbehalte haben sich nach seinen Angaben aber in kürzester Zeit aufgelöst - man sei froh gewesen über die PJlerin und ihren hohen persönlichen Einsatz.
Schon zum Ende des Tertials von Ines Böttcher standen die nächsten Studenten bereit. Bis Mitte März wird das Haus durchgehend einen oder zwei PJler in der Abteilung ausbilden.