Hochschulen

40 Millionen Euro für die medizinische Forschung

Die Hochschulmedizin in Deutschland soll für junge Wissenschaftler attraktiver werden. Den Startschuss dazu gibt jetzt nicht etwa die öffentliche Hand, sondern eine private Stiftung.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Klinische Forschung – für viele junge Mediziner eine Berufsperspektive.

Klinische Forschung – für viele junge Mediziner eine Berufsperspektive.

© Nicolas Loran / Getty Images / i

BERLIN. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung will die medizinische Wissenschaft fördern. In den nächsten zehn Jahren investiert sie deshalb 40 Millionen Euro, um einem Hochschulklinikum den Aufbau eines Zentrums für klinische Forschung zu ermöglichen, das auch nach Ablauf der Förderung fortbestehen soll. Sinn ist es, forschungsunterstützende Organisationsstrukturen zu etablieren und Forschungsressourcen zu stärken.

Im ersten Halbjahr 2019 soll bekannt gegeben werden, welcher Bewerber das Fördergeld von vier Millionen Euro pro Jahr bekommt.

Mit der Ausschreibung will die Stiftung den 2016 vom Wissenschaftsrat empfohlenen Wettbewerb um Profilbereiche in der Universitätsmedizin loszutreten. Damals hatte der Wissenschaftsrat einen Struktur- und Kulturwandel in der Universitätsmedizin angemahnt.

Der Grund: Mit der bisherigen traditionellen Hierarchie, die nur eine Spitze kenne, werde es nicht gelingen, den exzellenten Forschungsnachwuchs zu gewinnen und zu halten.

Schon mal Erfahrungen sammeln

Vom Bund oder den Ländern sei hier so schnell aber nichts zu erwarten. "Es ist also sinnvoll, wenn eine Stiftung voran prescht, damit schon mal Erfahrungen gewonnen werden können", sagt Professor Michael Madeja, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung.

Dass die Ausschreibung nicht ohne Einfluss auf die Arbeit der großen Koalition und besonders des Forschungs- und des Gesundheitsministeriums bleiben wird, hofft auch Professor Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages.

Wichtige Impulse erwartet Professor Hans-Jochen Heinze, ehemaliger Vorsitzender des Medizinausschusses des Wissenschaftsrats, von der Initiative der Stiftung.

"80 Prozent der Medizinstudenten im ersten Semester wollen später in der Wissenschaft arbeiten, nachher sind es nur noch 20 bis 30 Prozent. Da läuft etwas schief", sagt Heinze.

Die Universitätsmedizin liefere nur "Freizeitforschung", findet indes Michael Madeja. Ärzte hätten neben der Krankenversorgung kaum Freiräume für Wissenschaft. Forschung finde nur am Abend oder am Wochenende statt.

Der Wissenschaftsrat hatte die Einrichtung von Profilbereichen vorgeschlagen, um dem fortschreitenden Differenzierungsprozess in Forschung und Medizin gerecht zu werden. Hochschulen sollen sich also mindestens einen Forschungsschwerpunkt geben.

Damit der Zug in Fahrt kommt, sollen sie in einen Wettbewerb um Anschubfinanzierungen treten. Das Geld könnte von Bund und Ländern, aber auch von der DFG kommen, so Heinze.

Wichtig bei den Profilbereichen: Sie müssen mit einer Reform der Organisationstruktur verbunden sein. "Nötig sind flache Hierarchien", sagt Hans-Jochen Heinze. Die Ein-Mann-Spitze soll abgeschafft und durch eine zeitlich befristete Chairperson ersetzt werden.

Kammern können Beitrag leisten

Für die Nachwuchswissenschaftler sind mehrere "Zielpositionen" einzurichten, die ihnen Karrieremöglichkeiten eröffnen und vor allem verantwortliches Arbeiten ermöglichen.

Für "verdienstvoll" hält Kroemer vom Medizinischen Fakultätentag die Idee mit den Profilbereichen. Um Forschung für junge Ärzte attraktiver zu machen, könnten aber auch die Ärztekammern ihren Beitrag leisten: Bislang gebe es immer noch einige Länder, in denen die wissenschaftliche Arbeit nicht bei der Weiterbildung anerkannt wird.

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