Schwere See beruhigt sich teilweise wieder

Aktienanleger haben eine rosigere Zukunft vor sich als die Käufer von Staatsanleihen - darin sind sich unabhängige Vermögensverwalter einig. Vor allem dividendenstarke Papiere bieten Potenzial, wohingegen bei Staatspapieren manche böse Überraschung lauern dürfte.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Stimmt der Kurs, bringen Anleger Depots nicht ins Wanken.

Stimmt der Kurs, bringen Anleger Depots nicht ins Wanken.

© psdesign1 / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Bislang schien es ein ehernes Gesetz der Kapitalmärkte zu sein: Je aussichtsreicher eine Investition, desto höher ist das verbundene Risiko. Aktien gelten bislang als riskant und chancenreich. Staatsanleihen westeuropäischer Länder oder den USA hingegen hatten den Ruf einer nicht gerade üppigen, aber doch stabilen Ertragsquelle.

Bei Staatsanleihen vollzieht sich ein Paradigmenwechsel

Dieses Bild wandelt sich gerade. Denn die Papiere vieler Staaten bringen zwar weiter recht geringe Renditen, aber ihr Risiko wird zunehmend als hoch eingeschätzt: "Verantwortlich für die Unsicherheit der Anleger ist zum einen die Staatschulden-Krise einiger europäischer Länder, zum anderen die extrem hohe Kreditaufnahme der USA", sagt Rolf Kazmaier, Geschäftsführer der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart.

Dass die Zinsen für Staatspapiere dennoch sehr niedrig notieren, liegt nach seinen Worten an den Notenbanken. In der Tat haben die US-Notenbank Federal Reserve und die EZB in den vergangenen Monaten im großen Stil Staatsanleihen gekauft. "Diese künstliche Nachfrage hält die Zinsen für diese Wertpapiere unten. Niemand weiß, wie lange das gut geht", so die Einschätzung des unabhängigen Finanzexperten. Aktuell liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei rund drei Prozent.

Vermögensverwalter Lothar Koch aus dem schleswig-holsteinischen Langballig sieht das ähnlich. Der Geschäftsführer der Spektrum Finanzberatung rechnet damit, dass sich die Probleme ab dem Jahr 2015 verschärfen könnten, da viele Staaten dann neue Kredite aufnehmen müssten. Nach seiner Einschätzung dürften die PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) neue Schulden dann nur zu deutlich höheren Zinsen aufnehmen können - mit unangenehmen Folgen für Besitzer alter Bonds: "Wenn diese Anleihen nicht mit neuen Schulden getilgt werden können, haben die Anleger ein Problem", so der unabhängige Vermögensverwalter.

Koch rät Anlegern dringend davon ab, sich wegen der höheren Zinsen -die das Risiko widerspiegeln - Anleihen aus den PIIGS-Staaten ins Depot zu legen. Vielmehr sollten solche Papiere sogar aus dem Depot geworfen werden, wenn "ein ordentlicher Kurs" erzielbar sei.

Deutsche Staatspapiere dürfen im Depot bleiben

Deutsche Staatsanleihen würde er im Depot belassen, aber keine neuen Papiere mehr kaufen: "Die Deutschen werden zwar die Letzten sein, die noch etwas in die Suppe zu brocken haben, aber irgendwann wird auch für uns die Last zu groß." In einigen Jahren seien daher Zinsausfälle und "Hair Cuts" für die Anleger, sprich Verluste auf das eingesetzte Kapital, nicht mehr auszuschließen.

Alternativen für Anleger gibt es nach Kazmaiers Worten am Aktienmarkt, vor allem bei substanz- und dividendenstarken Titeln: "Aktien bieten als Sachwert einen gewissen Schutz vor Inflation, zu der es durch die hohe Staatsverschuldung letztlich kommen könnte. Und die Renditen der Dividenden liegen derzeit zum Teil klar über der Rendite von Bundesanleihen, aber auch von Industrieanleihen."

Auch Lothar Koch geht davon aus, dass sich dividendenstarke Wertpapiere in Zukunft gut entwickeln werden, rechnet gleichzeitig aber auch mit schärferen Einbrüchen am Aktienmarkt.

Sein Rat an erfahrene Anleger: Sie können ihr Depot durchaus mit sogenannten Puts gegen einen Kursverfall absichern. Damit bekommen sie die Dividenden (minus diese Absicherungskosten) und haben das Risiko von Kursverlusten elegant ausgeschaltet.

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