Niederlassung
Einzelpraxis bei Existenzgründern am beliebtesten
Auch wenn die Voraussetzungen für eine Niederlassung dank Null-Zins-Phase günstig sind, wagen keineswegs mehr Mediziner den Sprung in die Selbstständigkeit.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Die Strukturanalyse ärztlicher Existenzgründungen zeigt in den zurückliegenden Jahren keine Veränderungsraten, die über statistische Schwankungsbreiten hinausgehen.
Der Trend, die Selbstständigkeit kooperativ anzugehen, etwa durch Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft, scheint sich, nachdem er zuletzt leicht rückläufig war, inzwischen "bei der 40-Prozent-Marke einzupendeln", heißt es in einer Mitteilung der apoBank zur Vorstellung der "Existenzgründungsanalyse Ärzte 2014/2015".
Das Zahlenwerk wird regelmäßig zusammen mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) erhoben. Datenbasis sind 2500 Existenzgründungen, die die apoBank in der Berichtszeit finanziert hat.
Neigung zu Allianzen nimmt zu
Beliebteste Form der Existenzgründung ist nach wie vor die Gründung oder vielmehr die Übernahme einer Einzelpraxis. 2015 entschieden sich dafür 58,8 Prozent der in der Stichprobe erfassten erstniederlassungswilligen Ärzte.
33,7 Prozent wählten dagegen den Einstieg in eine BAG, etwa als Übernahme eines Partneranteils oder als Umwandlung einer Einzelpraxis in eine BAG aus bisheriger Anstellung heraus. Lediglich 7,5 Prozent der beobachteten Ärzte wählten für ihren Schritt in die berufliche Selbstständigkeit eine Praxisgemeinschaft oder ein MVZ.
Bemerkenswert: Während die Anzahl der Existenzgründungen in kooperativen Praxisformen stagniert, nimmt die Neigung zu Allianzen bei den bereits niedergelassenen Kollegen offenbar zu. "Wir beobachten, dass viele junge Heilberufler sich zunächst in einer Einzelpraxis niederlassen und damit die geringere Komplexität bei der Existenzgründung wählen, sich aber später für eine Kooperation entscheiden", berichtet Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank.
Kosten für die Übernahme einer Einzelpraxis: 118.000 Euro
Die mit Abstand häufigste kooperative Niederlassungsform stellt die Übernahme der BAG-Anteile eines ausscheidenden Partners dar. Rund 16 Prozent der BAG-Einstiege ärztlicher Existenzgründer kommen so zustande. Dafür mussten zum Beispiel Hausärzte vergangenes Jahr durchschnittlich 115.000 Euro in die Hand nehmen.
Die Übernahme einer Einzelpraxis kostete Hausärzte mit durchschnittlich 118.000 Euro nur unwesentlich mehr. Allerdings wurde hier im Regelfall ein höherer Betriebsmittelkredit nötig als beim BAG-Einstieg. Am teuersten kam Hausärzte 2015 der Anteilserwerb an einer BAG, wenn diese durch mehrere Ärzte komplett übernommen wurde. Das kostete dann im Schnitt 130.000 Euro.
Das vermeintlich finanzielle Risiko bildet zwar laut einer Umfrage der apoBank "die höchste Hürde" aus Sicht der Existenzgründer. Schlussendlich aber würden "erfolgte Existenzgründungen nach ausführlicher Investitions- und Kostenberatung nur in seltenen Einzelfällen problematisch", so Heßbrügge.