Telemedizin

Der ungenutzte Helfer

Die Telemedizin auf dem Vormarsch - allerdings nur in den Kliniken. Doch gerade in den Praxen schlummert großes Potenzial. Das Problem: Viele Kollegen arbeiten mit historischer Technik.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Unterstützung etwa bei der Diagnose von Kopfverletzungen können sich Hausärzte per Telekonsultation in Kliniken einholen. In einigen regionalen Ärztenetzen werden solche Lösungen längst genutzt.

Unterstützung etwa bei der Diagnose von Kopfverletzungen können sich Hausärzte per Telekonsultation in Kliniken einholen. In einigen regionalen Ärztenetzen werden solche Lösungen längst genutzt.

© Andreas Krauß

KIEL. "Vom Feindflug nicht zurückgekehrt" - diese Umschreibung für Patienten, die nach Überweisung zu einem Kollegen nicht mehr in die Praxis kommen, kursiert noch immer unter manchen Ärzten.

Sie wurde auch auf dem Kongress Vernetzte Gesundheit in Kiel bemüht - als Beleg dafür, dass viele Ärzte sich noch nicht ausreichend auf die neue Welt eingestellt haben.

Die lautet: Kooperation und möglichst wenig Schranken zwischen unterschiedlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Professor Hans-Jochen Brauns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin, hält die Telemedizin für geeignet, auch Kooperations-Skeptikern den Weg zur Zusammenarbeit zu ebnen.

Nach seiner Beobachtung weist die Ausstattung des ambulanten Bereichs mit Telemedizin aber noch Defizite auf. Der stationäre Sektor zeige, dass Telemedizin Versorgungsprobleme lösen kann.

Brauns verwies auf Hochleistungszentren, die kleinen Kliniken in der Peripherie über telemedizinische Anbindungen Expertise ermöglicht, die diese ihren Patienten ohne die Technik nicht bieten könnten.

Das bekannte Problem der Finanzierung

Ernüchtert sind viele Experten hingegen vom derzeitigen Stand der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). So sprach Schleswig-Holsteins TK-Landeschef Dr. Johann Brunkhorst von einer "dummen Karte mit Bild".

Er bedauerte, dass es nicht gelungen ist, das technologische Potenzial auszuschöpfen: "Wir stehen nicht dort, wo wir stehen sollten."

Dr. Matthias von Schwanenflügel, Leiter der für Telematik zuständigen Unterabteilung im Bundesgesundheitsministerium, sieht die Selbstverwaltung in der Pflicht, weitere Möglichkeiten auf den Weg zu bringen.

Dass Ärzte regional neue Lösungen längst vorantreiben, zeigt etwa das Medizinische Qualitätsnetz Westküste (MQW) in Dithmarschen oder das Netz Medizin und Mehr in Bünde. Zusammen mit dem Westküstenklinikum Heide haben niedergelassene Ärzte an der Nordsee eine Netzakte und die Anbindung an das Klinikportal realisiert.

In Bünde kommunizieren Ärzte über ein System, das auch zentrale Schulungen ermöglicht, ohne dass die Teilnehmer ihre Praxis verlassen müssen.

Das Engagement, das gerade Netze in der Kommunikation entwickeln, zeigt nach Ansicht von Dr. Klaus Bittmann deren Stärke. Der Chef der Ärztegenossenschaft Nord machte in Richtung Kostenträger klar: "Praxisnetze sind keine Almosenempfänger und kein Kindergarten. Sie wissen besser Bescheid über die regionale Versorgung als alle anderen."

Dennoch: Die Finanzierung vieler sinnvoller Projekte ist nach seinen Angaben nicht gesichert.

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