214.000 Borreliose-Erkrankungen pro Jahr
FRANKFURT/MAIN (ths). Lyme-Borreliose kommt in Deutschland häufig vor – doch wie häufig? Zu wie vielen Neuerkrankungen es jährlich kommt, konnte bislang nur grob geschätzt werden. Jetzt gibt es eine erste konkretere Zahl: Eine Analyse, die auf Krankenkassendaten basiert, ergab: Hochgerechnet erkranken rund 214.000 Menschen pro Jahr in Deutschland an Lyme-Borreliose.
Veröffentlicht:Dieses Ergebnis stammt von einer Arbeitsgruppe um den Frankfurter Infektionsepidemiologen und Labormediziner Professor Klaus-Peter Hunfeldt. Die Wissenschaftler haben dazu Daten der DAK-Gesundheit aus den Jahren 2007 und 2008 ausgewertet, wie die Krankenkasse informiert.
Sie nahmen dabei die kodierten Diagnosen der Ärzte unter die Lupe (Clin Developmental Immunol 2012, online).
Ihr Ergebnis: 2007 wurde Lyme-Borreliose bei 14.799 Versicherten der DAK-Gesundheit erstmals diagnostiziert. 2008 betraf es 16.684 Menschen.
Labortests nicht immer aussagekräftig
Weit höher war die Zahl der DAK-Versicherten, bei denen eine Blutuntersuchung angeordnet wurde, um mögliche Borrelien aufzuspüren. Dies war 2007 bei 94.699 Patienten und ein Jahr später bei 112.150 Patienten der Fall - beim überwiegenden Großteil jedoch mit negativem Befund.
Dies hänge allerdings mit den unterschiedlichen Testverfahren zusammen, deren Qualität häufig zweifelhaft ist, wie die DAK-Gesundheit in einer Mitteilung betont.
„Hinzu kommt die Problematik, dass es für Borreliose derzeit keinen eindeutigen Labortest gibt, der es ohne zusätzliche klinische Information ermöglicht, zwischen einer behandlungsbedürftigen und einer zurückliegenden, abgeheilten Infektion zu unterscheiden“, schreibt die Kasse.
Meldepflicht in sechs Bundesländern
Die Zahl an jährlichen Neuerkrankungen kann in Deutschland nur geschätzt werden, weil es keine bundesweite Meldepflicht für Lyme-Borreliose gibt, sondern lediglich in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
In diesen sechs Bundesländern hat das Robert Koch-Institut (RKI) für 2009 eine jährliche Inzidenz von 34,7 Meldefällen pro 100.000 Einwohner berechnet.
Wie das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin 14/2012 schreibt, liegt die Jahresinzidenz in Süddeutschland zwischen 111 und 260 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.